Am Nachmittag standen Formate wie Podiumsdiskussionen, Impulse und Gespräche im Mittelpunkt. Nach einer Begrüßung durch Dr. David Maier (Vorsitzender JAZZ RLP e.V.) und Sylvain Thollon (Leiter des Institut Francais), gab Rebecca Leger dem Publikum spannende Einblicke zum Thema „Künstliche Intelligenz in der Musik“. Die Wissenschaftlerin forscht hierzu am Fraunhofer Institut und beleuchtete im Gespräch mit dem Moderator Julian Camargo die Chancen sowie Risiken für die Musikschaffenden. Dabei wurde deutlich, dass die Entwicklung zwar nicht mehr zu stoppen sei, , gerade der Jazz jedoch auch ideal sei, diese Entwicklung produktiv und kreativ zu nutzen. Wer, wenn nicht die Jazzmusik, können hierauf künstlerisch reagieren?
Nach einem kurzen Überblick über die aktuellen Entwicklungen des Jazz in Rheinland-Pfalz durch den Verbandsgeschäftsführer Mirko Meurer folgte ein Panel zur Geschlechtergerechtigkeit im Jazz. Linda Ann Davis (Deutsche Jazz Union), Erik Leuthäuser (Musiker), Gabriele Meurer (Musikerin) und Dr. Holger Fröhlich (Leiter Landesjugendorchester Hessen) diskutierten darüber, wie es möglich sei, mehr Diversität in der Musik zu fördern. Die Zahlen sprechen hierbei eine eindeutige Sprache: Nur rund 27% der Musikschaffenden im Jazz sind weiblich, über 80% davon haben zudem bereits Diskriminierungserfahrung gemacht – so eine Studie der Deutschen Jazzunion, die von den Panelisten herangezogen wurde. Spannend hierbei war die Feststellung, dass die Geschlechterverteilung der Musizierenden im jungen Alter noch ausgeglichen sei, sich diese auf dem Weg zur Professionalität jedoch deutlich verändere. Um dies zu ändern, so das
Fazit, brauche es mehr Vorbilder und diversere Programme. Grundsätzlich sei es wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, Fortbildungsangebote und Informationen anzubieten.
Den letzten Vortrag des Nachmittags hielt der Psychologe und Jazzmusiker Tobias Dolle über das Thema „Mentale Gesundheit in der Musik“. Er machte auf das Paradoxon aufmerksam, dass der Musik zwar eine heilvolle und stimmungserhebende Wirkung zugeschrieben werden könne, jedoch Musikerinnen und Musiker mit einer doppelt so hohen Wahrscheinlichkeit Depressionen oder Angststörungen erlitten wie der gemeine Durchschnitt. Er begründete dies durch verschiedene Faktoren, insbesondere jedoch durch die hohe Arbeitsbelastung und die geringen Verdienstmöglichkeiten. Wichtig sei es, so Dolle, bereits frühzeitig für das Thema zu sensibilisieren und bereits in der Ausbildung entsprechende Vorsorgeangebote zu unterbreiten.
Am Abend fand schließlich die Preisverleihung des „Future Jazz Preises“ an Erwin Ditzner statt. In Ergänzung zum SWR Jazzpreis und dem ebenfalls ganz neuen Newcomer Jazzpreis seitens des Ministeriums für Familie, Frauen, Kultur und Integration, sollen Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die einen starken Bezug zu Rheinland-Pfalz haben, durch ihre künstlerische Arbeit im besonderen Maße in die hiesige Jazzszene hineinwirken und bereits wichtige Impulse gesetzt haben.
Klaus Gasteiger, 2. Vorsitzender des Verbandes, hob in seiner Laudatio den eindrucksvollen und unkonventionellen Werdegang des Wormser Musikers hervor, seinen Pioniergeist und die Leidenschaft für die Musik, die auf weit über 50 Musikveröffentlichung zu hören ist. Ditzner sei aus der deutschen Jazzszene nicht mehr wegzudenken. So spielte er mit zahlreichen Jazz-Legenden, war Mitglied von Mardi Grass Bb und seine Tourneen führten ihn durch Afrika, Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien. Die Kreativität des „Freigeistes“ Ditzner sei eine Inspiration für viele andere und deshalb auch „Zukunft“.
Nach der feierlichen Übergabe spielt dann mit dem Gutenberg Jazz Collective die diesjährige Combo des Exzellenz-Programms der Hochschule für Musik Mainz auf und präsentierte anspruchsvolle Eigenkompositionen. Im Anschluss war schließlich der Preisträger Erwin Ditzner mit seinem langjährigen musikalischen Wegbegleiter Lömsch Lehmann (Saxofon, Klarinette) zu hören, Matthias Debus am Bass ergänzte das Duo im Verlaufe des Konzerts. Zu hören waren „Die Motive des Richard W.“, Bearbeitungen von Richard Wagner, die das Publikum begeisterten.
David Maier zeigte sich erfreut über den Tag im Zeichen des Jazz: „Wir sind dankbar, dass wir mit dem Branchentreff und den anschließenden Konzerten erneut zeigen konnten, wie vielfältig und großartig unsere Jazzszene in Rheinland-Pfalz ist. Als Verband werden wir auch in Zukunft alles dafür tun, die Szene im Land zu unterstützen und die Musik voran zu bringen. Die vielen engagierten Musikschaffenden – sei es hinter, auf oder vor der Bühne – haben jeden Einsatz verdient“.
Ein besonderer Dank gilt der Initiative Musik und dem Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz für die Unterstützung dieser Veranstaltung.
Weitere Informationen unter www.jazz-rlp.com
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