Sauerborn verlässt nach 36 Jahren die Grünen / Als Gründe nennt er „Kritik nicht nur an der Flüchtlingspolitik, die Grüne moralische Überheblichkeit und unerträgliche Intoleranz“
Der Grüne Sauerborn und seine chinesische Ehefrau Ximei Huang mit Cem Özdemir im letzten Landtagswahlkampf in der Alevitischen Gemeinde in Worms.
Ludger Sauerborn war Gründungsmitglied der Grünen in Göttingen und Delegierter auf deren Gründungsparteitag in Karlsruhe. Er hat sich für die Grünen seit 1979 in Göttingen, Kaiserslautern, Ludwigshafen und seit mehr als 26 Jahren in verschiedenen Funktionen in Worms engagiert. U.a. vertrat er die Grünen im Wormser Stadtrat, war für diese Oberbürgermeisterkandidat und Landtagsdirektkandidat.
Um den Austritt bei den Grünen habe er lange mit sich gerungen, insbesondere weil die in Worms von den Grünen innerhalb von Bürgerinitiativen und im Stadtrat betriebene Kommunalpolitik immer von Ihm unterstützt worden sei und auch weiter seine volle Zustimmung fände. Er wünsche allen Wormser Grünen Aktivisten auf kommunaler Ebene weiter viel Erfolg.
Mehrseitiges Austrittsschreiben
In einem mehrseitigen Austrittsschreiben übt Sauerborn vielfältige Kritik an der Politik der Grünen auf Landes- und Bundesebene sowie im Europaparlament. Seine Entfremdung von den Grünen habe begonnen als diese nicht bereit gewesen seien über die „fundierte Kritik der AfD an der misslungenen Euroeinführung“ auch nur ergebnisoffen zu diskutieren. Die Kritik der AfD und anderer an den Rettungspaketen für Griechenland habe er öffentlich unterstützt, weil er diese für gleichermaßen fatal für den deutschen Steuerzahler wie für die griechische Bevölkerung halte. Die Grünen Vorstellungen zur gemeinsamen Schuldenaufnahme durch Eurobonds lehne er ebenfalls ab.
Enttäuscht von einstiger Friedenspartei
Als jemand der 1972 zur Zeit des Kalten Kriegs den Kriegsdienst verweigert habe, sei er sehr entäuscht, dass die Grünen als einstige Friedenspartei die Boykottpolitik der Bundesregierung gegen Russland nicht nur mittrügen sondern im Europaparlament die Grüne Fraktionsvorsitzende Rebecca Harms die „kälteste Kalte Kriegerin“ sei. Er halte dagegen die von Alexander Gauland formulierte Außenpolitik der AfD für richtig, die eine Beachtung berechtigter Interessen der Großmacht Russland fordere und die Boykottpolitik auch ablehne, weil sie den Wirtschaftsinteressen Deutschlands schade und Putin innenpolitisch stärke. Ebenfalls halte er die skeptische Haltung der AfD gegenüber Auslandseinsätzen der Bundeswehr für richtig. Dass der „Turbokapitalist“ Henkel und andere Befürworter von TTIP die AfD verlassen haben sei in seinen Augen keinesfalls ein Rechtsruck, sondern mache die AfD auch für eher links eingestellte Menschen wählbar. Manche Grüne Äußerungen zu Polizei und Innere Sicherheit nennt Sauerborn „einfach nur peinlich“. Die Forderung der AfD die Familien mit Kindern stärker zu unterstützen halte er für richtig. Nicht zufrieden ist der seit 40 Jahren gegen die Atomkraft demonstrierende Exgrüne mit den Positionen der AfD zur Energiepolitik.
Sauerborn sieht „schleichend vorangehenden Islamisierung Deutschlands“
Sauerborn kritisiert die „Blauäugigkeit der meisten Grünen gegenüber dem Islam“, der unaufgeklärte Islam sei die Grundlage für den Islamismus, die kritische Haltung der AfD auch gegenüber einer schleichend vorangehenden Islamisierung Deutschlands notwendig.
Im Gegensatz zum Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, der Obergrenzen fordert, sähen anscheinend die Grünen mehrheitlich kein gravierendes Problem in dem durch die Flüchtlinge zigtausendfach ins Land kommenden Antisemitismus, kritisiert Sauerborn, der betont als Sozialkundelehrer an einer Berufsbildenden Schule häufig mit dem Antisemitismus vieler türkischer Schüler konfrontiert gewesen zu sein. Er befürchte auch, dass aufgrund des unbegrenzten Zustroms von islamischen Flüchtlingen gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Richtungen des Islams zu einer großen Gefahr für den inneren Frieden in Deutschland werden könnten. Die häufigen Gewaltausbrüche in Flüchtlingsheimen seien ein deutliches Warnsignal. Wie der grüne Tübinger Oberbürgermeister Palmer sei er bezüglich der Flüchtlingspolitik der Meinung: „Wir schaffen das nicht.“ Integration, so meint der in einer sechsköpfigen deutsch-chinesischen Multikultipatchworkfamilie lebende Sauerborn, sei selbst unter sehr guten Rahmenbedingungen eine schwierige Angelegenheit.
„Flüchtlingszustrom nicht zu integrieren“
Um so weniger sei es möglich die mehr als eine Million 2015 angekommenen Flüchtlinge aus völlig fremden Kulturen sowie einen weiter anhaltenden Flüchtlingszustrom ausreichend zu integrieren. AfD und CSU und Merkel kritische CDU Vertreter sehe er mittlerweile in der Flüchtlingspolitik weitgehend auf einer Linie. Von daher sieht Sauerborn in der Wahl der AfD bei den anstehenden Landtagswahlen auch eine rationale Notwehr gegen die vom CDU Staatssekretär Jens Spahn in seinem Buch „Ins Offene“ geäußerte Voraussage, dass Deutschland durch die Flüchtlingswelle „zuerst einmal ein ganzes Stück machohafter, gewaltaffiner, antisemitischer und religiös intoleranter“ werde. Durch ein gutes Abschneiden der AfD bei den Landtagswahlen komme es nicht nur zur Ablösung der rot-grünen Landesregierung durch eine CDU geführte Landesregierung. Danach seien auch Merkel und ihre Bundesregierung gezwungen ihre Flüchtlingspolitik auch offiziell und demonstrativ zu ändern, was wegen der Wirkung in den Herkunftsländern sehr wichtig sei, meint Sauerborn.
Sauerborn erinnerst an Rosa Luxemburg: „Meinungsfreiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“
Letztendlich ausschlaggebend für seinen Austritt sei die zunehmende auf moralischer Überheblichkeit fußende Intoleranz der Grünen und ihres sozialdemokratischen Regierungspartners. Es sei nicht akzeptabel jeden der eine andere Meinung als die eigene in der Flüchtlingsdiskussion vertrete als rechtspopulistisch, ausländerfeindlich, Dumpfbacke oder gar Nazi zu diffamieren und zu stigmatisieren. Und schon überhaupt nicht könne er akzeptieren, wenn Grüne, Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Kirchenvertreter gemeinsam mit gewaltbereiten Linkschaoten nicht nur gegen AfD Veranstaltungen und genehmigte Demonstrationen demonstrierten sondern diese teils erfolgreich versuchten mit Gewalt gegen Sachen und Personen zu verhindern oder Gastwirte, die Räumlichkeiten an die AfD vermieten wollen mehr oder weniger subtil bedrohten. Er halte es mit Rosa Luxemburg: „Meinungsfreiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“. Demokraten müssten auch total gegensätzliche Meinungen aushalten und dürften keine gemeinsame Sache mit Antidemokraten machen, auch wenn diese sich als Antifaschisten bezeichnen, so Sauerborn abschließend in der Presseerklärung zu seinem Parteiaustritt.