Bundespräsident besichtigt SchUM-Monumente

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte in Worms die jüdische Synagoge sowie den jüdischen Friedhof. Foto: Rudolf Uhrig
Von Rudolf Uhrig › Da kam die Meldung, die Ankunft des Bundespräsidenten verzögere sich, er stecke im Stau auf der Rheinbrücke fest… Noch während die letzte Silbe nicht richtig verklungen war, rollte die Limousine mit der Standarte vor das Eingangstor des Jüdischen Friedhofs, wo einige Minuten vorher noch die Müllabfuhr Mülltonnen leerte – freilich unter Aufsicht der Sicherheitsbehörden.
Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling, Oberbürgermeister Adolf Kessel, Aharon Ran Vernikoysky, der Rabbiner der jüdischen Gemeinde Mainz-Rheinhessen sowie die Präsidentin der deutschen UNESCO-Kommission Dr. Maria Böhmer nahmen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Empfang. Schnell wurde ihm noch die kleine kreisförmige Mütze, die Kippa, gereicht, die der Bundespräsident geschickt mit einer Nadel am Haar zum besseren Halt fest machte und auf den Hinterkopf setzte. Männer müssen im Judentum an allen Gebetsorten, ob Synagoge oder Friedhof, eine Kopfbedeckung tragen, auch der Bundespräsident.
Ältester jüdischer Friedhof Europas
Der alte jüdische Friedhof „Heiliger Sand“ ist bis heute für Juden in aller Welt von großer Bedeutung. Zahlreiche einflussreiche jüdische Gelehrte und Rabbiner wurden hier beigesetzt. Die ältesten Grabsteine stammen aus dem Jahre 1058/59 und dokumentieren damit die erste große Blütezeit der jüdischen Gemeinde in Worms, die etwa seit dem Jahre 1000 nachweisbar ist. Die fast 2500 erhaltenen Grabsteine, davon über 800 aus dem Mittelalter, sind mit ihren Inschriften eine einzigartige Quelle jüdischer Sozialgeschichte. Der „Heilige Sand“ in Worms ist damit der älteste „in situ“ erhaltene jüdische Friedhof Europas!
Hier erläuterte Rabbiner Aharon Ran Vernikoysky dem hohen Gast aus Berlin einige bedeutende Grabstätten; unter anderem auch die Gräber des Rabbi Meir von Rothenburg und des Alexander ben Salomon Wimpfen, auf deren Grabstein auch der Bundespräsident einen Stein legte. Ein Brauch, der die Toten ehrt.
Dann nahm der Bundespräsident wieder Platz in seiner Staatslimousine mit dem amtlichen Kennzeichen „O-1“, das ihn durch die Judengasse in Richtung Synagoge brachte. Hier betraten die Honoratioren das jüdische Gebetshaus durch den Eingang der Frauensynagoge.

Bundespräsident Steinmeier besichtigt SchUM-Monumente in Worms, der Wormser Oberbürgermeister Adolf Kessel (rechts), die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission Maria Böhmer (2.vr.) der Rabbiner der jüdischen Gemeinde Mainz-Rheinhessen Aharon Ran Vernikoysky und Innenminister Michael Ebling (links) mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der Männersynagoge, Foto: Rudolf Uhrig
In der Männersynagoge angekommen nahm der Bundespräsident den Toraschrein und Ner Tamid, hinter den Spitzbögen, in Augenschein. Anschließend zeigte ihm Rabbi Aharon Ran Vernikoysky die Inschriften der Bima. Hier am Lesepult wird während des Gottesdienstes aus der Tora vorgelesen.
In seiner Rede auf dem Synagogenplatz würdigte der Bundespräsident die jüdischen SchUM-Monumente und die jüdische Kultur. Er rief dazu auf, jeglicher Form des Antisemitismus entschieden entgegenzuwirken und keinen Hass aufkommen zu lassen. Steinmeiner unterstrich dass die UNESCO den jüdischen Stätten in Mainz, Speyer und auch Worms als Weltkulturerbe eine unvergleichliche Anerkennung verliehen habe.
Einladung zu Festspielen
Im Anschluss trug sich der höchste Würdenträger der Bundesrepublik Deutschland im Raschi-Haus in das Goldene Buch der Stadt ein.
„Endlich“ freute sich Oberbürgermeister Adolf Kessel, denn schon vor Corona sollte der Besuch erfolgen. Als Geschenk nahm Steinmeier eine Einladung zu den Nibelungenfestspielen im Sommer mit. „Ein Grund mehr“, so Kessel, „wieder nach Worms zu kommen“.
Festakt in Mainz
Die eigentliche Feierstunde mit der Übergabe der Anerkennungsurkunde zum Welterbe SchUm-Stätte durch den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und der UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay fand anschließend in der Neuen Synagoge in Mainz statt. Ministerpräsidentin Malu Dreyer dankte in ihrer Ansprache für die besondere Würdigung des jüdischen Erbes in Rheinland-Pfalz.