Eine Umkehr der Kräfteverhältnisse

Auch Florian Sturm konnte die 29:34-Derby-Pleite der HSG-Zweiten gegen die TGO-Zweite trotz 12 vorwiegend über die linke Seite erzielten Toren inklusive einer perfekten Quote mit vier Treffern aus vier Strafwürfen vom Siebenmeterpunkt nicht verhindern. Foto: Felix Diehl
Versteinerte Mienen und Blicke ins Leere: Die Bank der Spieler und Betreuer der Gastgeber des Wormser Handball-Lokalderbys der Verbandsliga Rheinhessen der Männer zwischen HSG Worms II und TG Osthofen II bietet knapp fünf Minuten vor dem Spielende ein Bild des Erstaunens, der Erschütterung und der Entmutigung. Die Pleite der favorisierten zweiten Welle der Wormser Drachen zu Hause in der Nikolaus-Dörr-Halle bei einem Sieben-Tore-Rückstand beim 24:31-Zwischenstand gegen die Männer aus dem Wonnegau stand so gut wie fest. Nichts hatte auf das letztlich völlig überraschende 29:34 (16:14) zugunsten der TG Osthofen II hingedeutet. Nicht die Tabelle, die die HSG-Zweite vorher als ein Spitzenteam und die TGO-Zweite als eine sehr stark vom Abstieg gefährdete Mannschaft auswies. Nicht das Hinspiel, als die Wormser die Wonnegauhalle im Hurra-Stil mit 31:16 stürmten. Und auch nicht der Auftakt ins Match, als die Hausherren bei einer 15:10-Führung (25.) kurz vor der Pause noch wie der sichere Sieger aussahen.
Spiel dreht sich kurz vor dem Wechsel komplett
Was aber bewirkte die Umkehr der Kräfteverhältnisse zwischen der 25. und 60. Minute dieses Handballspiels? Eigene Gesetze, die ein Lokalderby bestimmen? Vielleicht ein wenig. Viel mehr aber dürften personelle Gründe für die Niederlage der Drachen und den Sieg der TGO bürgen. Mit Manuel Hoffmann und Bernd Ströning saßen zwei Felsen in der HSG-Abwehr angeschlagen auf der Betreuerbank. „Mit zunehmender Spielzeit bröckelte unsere Defensive, die im bisherigen Saisonverlauf die beste der ganzen Verbandsliga Rheinhessen war“, stellte HSG-Trainer Wolfgang Schneider nüchtern fest. Schneiders Osthofener Pendant Uwe Berberich-Mühleck bestätigte: „Dass die starken HSG-Innenblocker Hoffmann und Ströning fehlten, spielte uns schon in die Karten.“ Überdies hatte der TGO-Coach in Spielmacher Jan Scherer und Kreisläufer Tim Kratz zwei im zweiten Durchgang hervorstechende Akteure aus der eigenen ersten Mannschaft im Kader.
Pit Weißbach führt TGO-Zweite zum Derbysieg
Dennoch: Der totale Einbruch der HSG-Zweiten direkt vor und nach dem Wechsel erstaunte durchaus. Lief zu Beginn der beste Wormser Spieler, nämlich Linksaußen Florian Sturm, noch erfolgreich einen schnellen Gegenstoß nach dem nächsten, so wandelte sich das Geschehen in Hälfte zwei komplett. Pit Weißbach führte auf der Spielmacher-Position und aus dem rechten Rückraum heraus prima Regie, schloss selbst trocken ab oder setzte Tim Kratz am Kreis in Szene. Osthofen bestimmte direkt nach der Pause die Partie. „Unsere von Pit Weißbach bestens organisierte 5:1-Abwehr funktionierte nun klasse“, sah Uwe Berberich-Mühleck als entscheidenden Faktor des Derbys. Plötzlich setzte Osthofen die Konter und Nadelstiche. Und: „Wir haben uns viel zu viele undisziplinierte Abschlüsse erlaubt“, konstatierte Wolfgang Schneider. Die Folge daraus: Bereits Mitte der zweiten Halbzeit lagen die Gäste 25:21 vorne. Schockstarre machte sich bei den Drachen breit, während Uwe Berberich-Mühleck und die TGO-Zweite nicht nur den Derbysieg, sondern zugleich den zweiten Erfolg der Saison und damit verbunden auch den Sprung vom Ende der Tabelle um zwei Ränge nach oben feiern durften.
Handball Verbandsliga Rheinhessen Männer:
HSG Worms II – TG Osthofen II 29:34 (16:14)
HSG Worms II: Hiegele, Noss; Kaplan, Hochgesand (2), Schremser (1), Wurm (4), May (1), Sturm (12/4), Kraft (2), Hartmann (3), Bleser (2), Görtz (2), Bork, Hecke.
TG Osthofen II: Schuller, Kromm, Graßer; Scherer (3), Weißbach (8/2), Simon Keller (5), Kratz (7), Christoph Müller (2), Carsten Landgraf, Felix Landgraf (3), Reuter (1/1), Schermuly (3), Bachmann (1), Bahr (1).
Zuschauer: 120.