Mit dem Richtfest am Kreuzgangflügel des Museums Andreasstift sind die Voraussetzungen zur großen Lutherausstellung geschaffen
Enges Zeitfenster bis 2021
Von Gernot Kirch Das große Ziel ist die Lutherausstellung im Jahr 2021, wenn sich die Widerrufsverweigerung von Martin Luther vor dem Reichstag zu Worms zum 500. Mal jährt. Aus Anlass dieses Jubiläums soll im Museum Andreasstift eine große Landesausstellung auf rund 1.000 Quadratmetern mit Exponaten aus der ganzen Welt gezeigt werden. Dieses Datum bzw. diese Ausstellung bietet der Stadt Worms die Chance, sich der ganzen Welt zu präsentieren. Mit Hochdruck wird daher an der Umsetzung gearbeitet. Alleine um die räumlichen Voraussetzungen zu schaffen, war es notwendig, das bestehende Museum zu modernisieren und durch eine Art Anbau zu vergrößern. Bei der Erweiterung handelt es sich um den Neubau zweier Kreuzgänge im Innenhofs des Museum. Da weder das Land noch die Stadt das Geld hatten, um dies zu finanzieren, sprang hier der Altertumsverein und ganz besonders Ilse Lang als Förderin ein. Nur so waren die rund 1,5 Millionen zu stemmen, die alleine das Kreuzgang-Projekt kostete. Nachdem im Januar 2018 der Spatenstich erfolgte, konnte jetzt, am 20. Dezember, Richtfest gefeiert werden. Oberbürgermeister Michael Kissel bedankte sich im Rahmen der Feierlichkeiten bei allen Beteiligten, wobei er den Altertumsverein und Ilse Lang hervorhob. Der Höhepunkt der Veranstaltung war der Richtspruch von Zimmermann Kim Jacobi, der im Anschluss an seine treffenden Worte das Glas hob, es leerte und es schließlich, auf das Unheil vom Gebäude fernbleibe, aufwarf.
Harmonisch eingepasst
Die beiden Kreuzgänge sind bisher zwar nur im Rohbau sichtbar, doch lässt sich schon jetzt erkennen, dass sie sich harmonisch und in einem ähnlichen Baustil wunderbar an das bereits bestehende Gebäude einfügen. Mit rotem Naturstein sowie schwarzem Schiefer setzte man auf einen architektonischen Gleichklang und verzichtete auf postmoderne Experimente aus Glas, Beton und Stahl.
Neben dem Neubau der beiden Kreuzgänge werden im Museum bis zur Lutherausstellung im Jahr 2021 außerdem noch die Toiletten im Kellerbereich sowie weitere Säle und Flächen im Erdgeschoss ausgebaut. Dies kostet noch einmal etwa 1,7 Millionen Euro, die allerdings von der Stadt Worms aufgebracht werden.
Trotz des jetzt zügigen Fortgangs aller Baumaßnahmen bleibt die Fertigstellung bis 2021 ein ehrgeiziges Ziel, so Architekt Jürgen Hamm.
Fokus auf 2021
Noch während die Bauarbeiten am Museum laufen, wird an der Ausgestaltung der Lutherausstellung unter Hochdruck gearbeitet. Nachdem ein wissenschaftlicher Beirat aus 17 Personen unter der Leitung von Professor Thomas Kaufmann aus Göttingen die Richtschnur vorgab, arbeitet jetzt Professorin Katharina Kunter aus Frankfurt an dem Konzept. Die Ausstellung soll am 14. April 2021 öffnen und bis zum 31. Oktober des gleichen Jahres zu sehen sein. Im Fokus steht der Begriff des „Gewissens“ oder exakter der „Gewissensfreitheit“. Dazu wird die Präsentation in drei Teile unterteilt von denen sich der erste direkt mit dem Verlauf des Reichstages 1521 in Worms befasst. Hier wird auch grundlegendes Wissen vermittelt, etwa wie ein Reichstag überhaupt ablief und welche Rolle er im Heiligen Römischen Reich des 16. Jahrhunderts spielte.
Im zweiten Teil geht es um den Begriff des „Gewissens“ , wie er sich vom 16. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert entwickelte. Der dritte Teil soll den Fokus auf die Gegenwart legen, etwa auch auf die Unterdrückung der Meinungs- und Gewissensfreiheit in immer mehr Ländern auf der Welt, speziell aber auch in Europa, wie ein Blick nach Russland oder in die Türkei verrät. Dies ist aber nur das bisherige Grobkonzept, an dem noch gefeilt und gearbeitet wird. Die Ausstellung im Jahr 2021 wird nach Aussage von Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek noch einmal rund 500.000 Euro kosten.
Investition in die Zukunft
Die baulichen Veränderungen am Museum sind jedoch nicht nur im Hinblick auf das Jahr 2021 zu betrachten, sondern sie erlauben es, dass auf den 1.000 Quadratmetern, auf denen die Lutherausstellung zu sehen sein wird, auch in Zukunft für Sonderausstellungen präsentiert werden. Die Investitionen in die Bausubstanz sollen dem Museum das Gesicht für die nächsten 50 Jahre geben.