Hagelkörner so groß wie Golfbälle

Statt eines Sieges der Fußballnationalmannschaft erlebten die Einsatzkräfte in Worms einen verhagelten Dienstagabend. Foto: Stadt Worms
In einigen Stadtteilen (wie beispielsweise in Herrnsheim, Pfeddersheim und Wiesoppenheim) sind beim Hagelsturm am Dienstagabend Fenster zu Bruch gegangen, Fahrzeuge beschädigt worden, Äste abgebrochen oder die Straßen mit Wasser vollgelaufen. Einen Überblick über das gesamte Ausmaß aller Schäden steht noch aus.
Noch während das Hagelgewitter im vollen Gange war, wurden die Helfer von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) zum Unwettereinsatz alarmiert. Für die Helfer vom THW wurde um 18.31 Uhr Vollalarm durch die Leitstelle ausgelöst. „Unser THW-Fachberater Klaus Peter Fuhrmann hat direkt die Hauptfeuerwache angefahren und hat dort in der Technischen Einsatzleitung (TEL) an der Einordnung und Zuteilung der Notrufe an die Einsatzeinheiten beraten und mitgewirkt“, so Karl-Josef Bärsch als THW-Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit.
Schwierige Anfahrt für THW-Kräfte
Zeitgleich haben sich 52 Helfer vom THW auf die schwierige Anfahrt zu ihrer Unterkunft begeben. Schon bei der Anfahrt mussten sie erkennen, dass das Unwetter die Stadt Worms massiv getroffen hatte. Golfballgroße Hagelkörner und der Starkregen hatten die Straßen überflutet und teilweise unbefahrbar gemacht. Im Wormser Bahntunnel hatte das Wasser über einen Meter hochgestanden. Der Tunnel war nicht mehr durchfahrbar. Schon da war den anfahrenden Helfern klar: Das gibt eine lange Nacht.
Unterricht in Paternusschule fällt aus
Am Dach der Paternusschule im Stadtteil Pfeddersheim entstand ein erheblicher Schaden, sodass am heutigen Mittwoch, dem 13. September, der Unterricht ausfallen muss. Die THW-Fachgruppe Notinstandsetzung wurde unter der Führung von Gruppenführer Christoph Deckers nach Pfeddersheim zu der dortigen Paternusschule beordert. Sechs Oberlichter (Lichtkuppeln auf den Flachdächern) mussten abgenommen und notverschlossen werden.
Drei Kitas bleiben vorerst geschlossen
Aufgrund von Unwetterschäden bleiben auch die beiden Pfeddersheimer Kitas Sonnenschein und Villa Kunterbunt am heutigen Mittwoch geschlossen. Die defekten Oberlichter wurden durch „frei werdende Kräfte“ seitens des THW nach und nach – provisorisch – abgearbeitet.
Zusätzlich zu den bisher gemeldeten Einrichtungen muss auch die Kindertagesstätte „Kleines Blau“ in Herrnsheim ab dem morgigen Donnerstag, dem 14 September, bis voraussichtlich Freitag, dem 15. September, geschlossen bleiben. Es hat sich im Lauf des Tages gezeigt, dass die Beschädigungen durch das gestrige Unwetter doch größer sind als zunächst deutlich wurde. Die Mitarbeiterinnen der Einrichtung stehen mit den Eltern in Kontakt.
Klinikum nach Sturm wieder voll einsatzfähig
Das Klinikum Worms in Herrnsheim ist nach vorübergehenden Beeinträchtigungen in der vergangenen Nacht aktuell voll einsatzfähig. Während des Sturms wurden dort durch den schweren Hagelschlag 26 Oberlichter völlig beschädigt, sodass Regenwasser in die Räume darunter eindrang. Auch der OP-Bereich war betroffen.
„Unsere Bergungsgruppe, unter der Führung des Gruppenführers Oliver Dinges, wurde mit Mannschaft und Gerät direkt zum Wormser Klinikum beordert“, so Karl-Josef Bärsch. Von den Einsatzkräften wurden die gebrochenen Lichtkuppeln abgebaut, die Dachöffnungen mit Holzdielen abgedeckt und mit Folien fürs Erste abgedichtet.
Allerorten gefragte Einsatzkräfte
Der Eigentumssicherungstrupp unter der Führung von Sascha Hugel war wiederum in der Leiselheimer Dr.-Illert-Straße eingesetzt und führte dort Sicherungsmaßnahmen an einem Dachfenster durch.

Ob am Hauptbahnhof, am Neuhauser Tunnel oder das Wasser im Keller des Wormser Rathauses, auch die Wormser Innenstadt war vom Unwetter betroffen. Foto: Stadt Worms
Neuhauser Tunnel vollgelaufen
Wie die Stadt Worms am Tag des Hagelssturmes gegen 21.30 Uhr informiert hatte, hatte die Feuerwehr bis dahin etwa 30 Einsätze abgearbeitet. Die Schwerpunkte waren die Stadtteile Pfiffligheim bis Neuhausen. Unter anderem war der Neuhauser Tunnel mit Wasser vollgelaufen.
Darum musste die THW-Fachgruppe „Räumen“ im Auftrag des Ordnungsamtes den Neuhauser Bahntunnel an beiden Seiten mittels Baustellenabsperrungen für die Durchfahrt sperren. Hiernach unterstützte diese Gruppe ihre Kameraden am Klinikum.
Wasser in zahlreichen Kellern
In den Rathauskeller (Innenstadt) war ebenfalls Wasser eingedrungen. Gleiches galt nach Angaben des THW beispielsweise auch für die Metzgerei Kaltenborn in der Wilhelm-Leuschner-Straße. Unter der Führung von Christian Beck pumpte hier die dritte Fachgruppe des THW den unter Wasser stehenden Keller aus.
Zahlreiche Straßen waren überflutet und mehrere Gebäude hatten Wasser in den Kellern – aufgrund der Vielzahl konnten gestern gegen 21.30 Uhr keine genaueren Angaben getroffen werden.
Heiße Würstchen für 150 Einsatzkräfte
Kurz nach zehn Uhr wurde von der TEL auch die Schnell-Einsatz-Gruppe-Verpflegung (SEG-V), die in Worms vom THW aufgestellt ist, in den Einsatz versetzt. Deren Einsatzauftrag lautete für circa 150 Einsatzkräfte eine Warmverpflegung in Form von Würstchen im Brötchen zuzubereiten und an die jeweiligen Einsatzstellen zu bringen.
Die Gruppe unter der Führung vom Zugführer Pascal Grotensohn und seiner Gruppenführerin Michaela Harsch konnte diese Aufgabe schnell umsetzen, da die Logistik-Verpflegung ständig bis zu 300 Essen auf Vorrat bereithält.
Notruf zeitweise überlastet
Zeitweise war es zu Überlastungen der Notrufnummern gekommen, obwohl bereits zu Beginn des Unwetters die Zahl der Annahmeplätze erhöht wurde. Wie die Stadt gestern gegen 23 Uhr informierte, waren die Straßen zu diesem Zeitpunkt wieder befahrbar, wobei es noch zu Beeinträchtigungen kommen konnte. Daher wurde empfohlen, von vermeidbaren Fahrten zunächst abzusehen. Die Schäden waren insgesamt erheblich und konnten dienstagnachts darum immer noch nicht genau beziffert werden.

Beim Hagelsturm über Worms erreichten die Eisklumpen mancherorts teilweise eine Größe von bis zu vier Zentimetern. Foto: Stadt Worms
Unzählige Einsätze und Arbeitsstunden
Bis 22 Uhr kam es zu insgesamt 120 Einsätzen für die Berufsfeuerwehr und die freiwilligen Einheiten. Außerdem war auch die Entsorgungs- und Baubetrieb AöR (ebwo AöR) mit Spül- und Kehrfahrzeugen im Stadtgebiet unterwegs. Zudem leisteten die Wehren aus Hamm und Eich tatkräftige Unterstützung.
THW-Einsatz gegen vier Uhr beendet
Zugführer Daniel Fuhrman resümierte im Nachgespräch, dass alles gut geklappt hätte und, dass er mit der Einsatzleistung seiner Helferinnen und Helfer, eingeschlossen der Logistikgruppe, mehr als zufrieden sei. Der Einsatz von mehr als 50 THW-Kräften mit rund 490 Einsatzstunden war gegen vier zu Ende.
Feuerwehr dankt engagierten Bürgern
Außerdem möchte sich die Feuerwehr bei den Bürgern für deren Hilfe bedanken! Viele Wormser haben am Dienstagabend Eigeninitiative gezeigt und somit die Einsatzkräfte unterstützt.