Das Residenz-Programm SchUM-Artist in Residence, das eine Brücke zwischen jüdischer Kulturgeschichte am Rhein und zeitgenössischer Kunst schlägt, startet mit neuen Impulsen in seine dritte Runde: Die Berliner Kuratorin und Kulturwissenschaftlerin Johanna Weiß übernimmt ab sofort die kuratorische Verantwortung.
Das Programm wurde 2021 von den drei Städten Speyer, Worms und Mainz und dem SchUM-Städte e.V. ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Geschichten und Traditionen des jüdischen UNESCO-Welterbes SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz erlebbar zu machen – und zwar durch die Perspektive zeitgenössischer Kunst. „SchUM-Artist in Residence zeigt die fruchtbaren Beziehungen zwischen der jüdischen und der christlichen Kultur im Mittelalter und Heute auf. Mit großer Freude begrüßen wir unsere neue Kuratorin Johanna Weiß“, erklärt Birgit Kita, Welterbekoordinatorin und Geschäftsführerin des SchUM-Städte e.V.
Nach dem Start 2022 hat das Programm 2024 noch mehr internationale Aufmerksamkeit erreicht. Zuletzt gingen über 100 Bewerbungen aus aller Welt ein. Die von einer Jury ausgewählten Kunstschaffenden mit Wurzeln in den USA, Israel und Ungarn verbrachten 2024 bis zu sechs Wochen in Speyer, Worms und Mainz. Die künstlerischen Projekte und die öffentlichen Veranstaltungen – darunter Workshops, interaktive Formate, Ausstellungen und Vorführungen – zeigten, wie Kunst und Kultur zur Auseinandersetzung mit Geschichte, Religion und interkulturellem Dialog beitragen können.
Mit Johanna Weiß übernimmt nun eine ausgewiesene Expertin die kuratorische Leitung des Programms. Weiß studierte Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt auf deutsch-jüdischer Geschichte in Leipzig und Curatorial Studies in Frankfurt am Main. Sie war u. a. am Jüdischen Museum Frankfurt tätig, wo sie ein Residency-Programm betreute, das sich mit dem Thema jüdischer Rache beschäftigte. Zuletzt koordinierte sie das Symposium „Kunst und Aktivismus in Zeiten der Polarisierung“ an der Neuen Nationalgalerie in Berlin, kuratiert von Saba-Nur Cheema und Meron Mendel.
„Die SchUM-Stätten sind Orte von historischer Tiefe und kultureller Komplexität. Ich freue mich darauf, mit Kunstschaffenden neue Perspektiven auf diese Orte zu eröffnen – und sie zugleich in aktuelle gesellschaftliche Diskurse einzubetten“, sagt Johanna Weiß. „Gerade in einer Zeit, in der Erinnerungskultur unter Druck steht, braucht es kreative, sinnliche und widerständige Formen des Gedenkens.“
Im Mittelalter bildeten die drei jüdischen Gemeinden in den Kathedralstädten Speyer, Worms und Mainz den einzigartigen Gemeindebund SchUM – benannt nach den hebräischen Anfangsbuchstaben der drei Städte. Vom 11. bis zum 13. Jahrhundert waren sie bedeutende Zentren religiösen, kulturellen und rechtlichen Lebens für das aschkenasische Judentum und prägen die jüdische Welt bis heute. Seit dem 27. Juli 2021 sind die SchUM-Stätten Speyer, Worms und Mainz als erstes jüdisches UNESCO-Welterbe Deutschlands anerkannt.
Beitrag aus der Rubrik