Von Florian Helfert › Zum zweiten Mal nach 2009 hat das Forschungs- und Beratungsinstitut empirica im Auftrag der Stadt Worms eine Sozialraumanalyse erstellt, um die Lebenssituationen in etwa 60 Stadtteilen zu erfassen. Wichtige Indikatoren wie etwa Altersstruktur, Beschäftigung, Wohnverhältnisse und Bildung werden abgebildet. Die Analyse basiert auf Daten aus 2022 und vergleicht Worms mit anderen Kommunen. „Wer mit offenen Augen durch Worms geht, wird nicht überrascht sein – die Ergebnisse spiegeln die Stadt wider“, leitete Bildungs- und Sozialdezernent Waldemar Herder die Analyse des Forschungs- und Beratungsinstituts ein.
Trotz globaler Krisen sind viele soziale Indikatoren in Worms stabil geblieben. Während einige Bereiche, wie die Jugendarbeitslosigkeit, leichte Verbesserungen aufweisen, gibt es auch Herausforderungen, speziell auf dem angespannten Wohnungsmarkt. Die Unterschiede in den Lebensbedingungen haben sich leicht vergrößert, wobei Stadtteile mit bereits 2009 höheren Belastungen stärker betroffen sind – mit Ausnahme der Sozialräume in Neuhausen, welche in den vergangenen 15 Jahren nahezu durchgehend eine positive Entwicklung genommen haben.
Quelle: Stadt Worms/empirica
Die interkommunale Einordnung zeigt, dass Worms in vielen Kennzahlen durchschnittlich oder leicht unterdurchschnittlich abschneidet. So gibt es einen eher höheren Anteil an Einwohnern ohne Schulabschluss. Nach einer zunächst positiven Entwicklung in diesem Bereich steigen die Quoten nach Corona wieder und liegen auf einem vergleichsweise etwas höheren Niveau.
Zudem weisen viele Kinder bei der Schuleingangsuntersuchung nicht den altersentsprechenden Stand bei der Sprachentwicklung auf; die Quote der einzelnen Schulbezirke pendelt in einer großen Spannweite zwischen sieben und 70 Prozent.
Ebenso ist auffallend, dass Worms trotz des allgemeinen demographischen Wandels noch relativ jung ist und leicht wächst. Einhergehend auffällig ist auch der deutliche Anstieg der vormals eher günstigen Angebotsmieten, während der Wohnungsbau hinter den Bedürfnissen zurückbleibt. Zudem ist Worms trotz des demographischen Wandels relativ jung und wächst, vor allem durch Zuwanderung.
Strukturell hat Worms einen eher geringeren Anteil an Alleinerziehenden, einen geringeren Anteil an Asylbewerberleistungen, ferner einen höheren („großstädtischen“) Anteil an Personen mit Migrationshintergrund sowie einen eher mittleren Anteil an Arbeitslosigkeit und durchschnittliches Einkommensniveau – bei einer höheren Produktivität je Arbeitsplatz (hohe Bruttowertschöpfung je Beschäftigtem).
Es gibt überraschend viele höhere Einkommen pro Haushalt bei Menschen, die in Worms leben, aber wahrscheinlich andernorts im Ballungsraum Rhein-Main/Rhein-Neckar arbeiten. Der Beschäftigungsmarkt in Worms ist noch stärker industrieorientiert.
Ergänzend ein Blick auf einen zeitgleich vorgestellten Wirtschaftscheck: Die Deutsche Wirtschaft (DDW), ein offenes Informationsnetzwerk von Geschäftsführern und Unternehmensinhabern, führt die Nibelungenstadt unter 4.046 bewerteten Kommunen auf Rang 213 im Standortranking Deutschland.
Abgeleitet aus den Ergebnissen wird zum Beispiel empfohlen, Wirtschaft und Wohnungsbau zu fördern sowie Bildungs- und Betreuungsangebote weiterhin zu verbessern. Die Analyse hebt die hohe soziale Belastung in der Innenstadt hervor und empfiehlt quartiersbezogene Strategien zur Integration und Bildungsförderung.
In der Sitzung des Jugendhilfe- und Sozialausschusses wurden thematische und räumliche Arbeitsgruppen gebildet, die bis zum Sommer konkrete Handlungsempfehlungen erarbeiten sollen. Sozialdezernent Waldemar Herder betonte die Bedeutung der Analyse für die soziale Arbeit in Worms und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit.
Bei einer Fachtagung wurden die Ergebnisse bereits im Februar den Mitgliedern des Jugendhilfe- und des Sozialausschusses sowie zahlreichen Vertretern der Sozialverbände und anderen Fachvertretern vorgestellt. Gleichzeitig wurden thematische und räumliche Arbeitsgruppen gebildet, die bis zum Sommer konkrete Handlungsempfehlungen ausarbeiten sollen, die dann den städtischen Gremien vorgelegt werden.
Sozialdezernent Waldemar Herder freut sich, dass für die soziale Arbeit in Worms nun eine fundierte und aktuelle Datengrundlage zur Verfügung steht. „Darüber hinaus haben mir die sehr konstruktive inhaltliche Debatte bei der Vorstellung des Berichts und die große Bereitschaft zur Mitarbeit in den Arbeitsgruppen gezeigt“, so Herder abschließend, „dass wir weiterhin mit viel Energie und Sachverstand an der Entwicklung in der Stadt arbeiten können.“
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