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07.10 Uhr | 23. Mai 2023
Rheindürkheim: Ortsgeschichtliche Arbeitsgemeinschaft weiht Erinnerungstafel zum „Bollesje“ ein

Obdach für Mittellose, Handwerksburschen oder Landstreicher

Vorsitzender Björn Krämer und Klaus Harthausen von der OAG enthüllen die Gedenktafel zusammen mit der Hauseigentümerfamilie Familie Keml (von rechts). Foto: Pauline Rink/OAG

Vorsitzender Björn Krämer und Klaus Harthausen von der OAG enthüllen die Gedenktafel zusammen mit der Hauseigentümerfamilie Familie Keml (von rechts). Foto: Pauline Rink/OAG

Mit einer Tafel erinnert die Ortsgeschichtliche Arbeitsgemeinschaft Rheindürkheim (OAG) im ehemaligen „Bärengässchen“ an das „Bollesje“. Bei einer kleinen Enthüllungszeremonie konnte erste Vorsitzender Björn Krämer die Tafel am Samstag einweihen und dankte dafür der Besitzerfamilie Keml, an deren Hauswand die Tafel sich befindet.

Der Stellvertretende Vorsitzende Klaus Harthausen erläuterte zusammenfassend die Funktion: Das 1875 errichtete kleine Häuschen mit 3 bis 4 einfachen Schlafmöglichkeiten diente früher als Übernachtungsmöglichkeit für durchziehende Mittellose und Handwerksburschen. Nach dem Vorbild der Armenunterkünfte wurde es auch „Herberge zur Heimat“ genannt. Ebenfalls wurde es von der Gemeinde als Arrest genutzt, um Landstreicher und Diebe bis zur Abholung sicher unterzubringen oder Betrunkene auszunüchtern. Daher war der gängige Name im Ort auch „Bollesje“, was kleines Gefängnis (Bolles) bedeutet.

Bebildert mit Zeichnung von Jürgen Rausch
Viele haben zum Zustandekommen der Tafel beigetragen: Bebildert wurde die Tafel mit einer Zeichnung von Jürgen Rausch, wobei Björn Krämer betonte, dass es sich mangels Fotos und verschiedener Erinnerungen bewusst nur um eine Impression handelt, die das Häuschen verdeutlicht. Er dankte auch dem verstorbenen Günther Reis für das Zusammentragen von Unterlagen und Willi Selbert für die Recherchen bei älteren Mitbürgern.

Aus dem interessierten Publikum kannten einige ältere das Bollesje noch und konnten aus eigener Anschauung noch Erinnerungen beitragen. So waren auch aus anderen Gemeinden in Rheinhessen ähnliche Unterkünfte bekannt. Das Rheindürkheimer Bollesje wurde in den 80er Jahren wegen Baufälligkeit abgerissen. Die Erinnerungstafel ist ab nun in der Eleonorenstraße, nähe Klotzanlage, zu sehen.

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Geschrieben in Worms und Ortsteile

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