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11.12 Uhr | 25. November 2017
In Monsheim entsteht auf 16 Hektar ein neues Gewerbegebiet / Naturschutzverbände üben heftige Kritik

Pro und Contra neues Gewerbegebiet

In Monsheim soll ein neues Gewerbegebiet entstehen, das rund 16 Hektar groß ist. Foto: Gernot Kirch

In Monsheim soll ein neues Gewerbegebiet entstehen, das rund 16 Hektar groß ist. Foto: Gernot Kirch

Von Gernot Kirch  In der Verbandsgemeinde Monsheim wird ein neues Gewerbegebiet östlich der Ortsgemeinde Monsheim entstehen. Das Areal zwischen Kläranlage, Winzergenossenschaft und Bahnlinie ist rund 16 Hektar groß und zeichnet sich durch seine gute Verkehrsanbindung und die zentrale Lage aus. Der größte Investor wird die Firma Pfenning-Logistics sein, die auf einer Fläche von rund 10 Hektar ein neues Logistikzentrum errichtet. Die Investitionssumme beläuft sich auf rund 50 Millionen Euro. Der Stammsitz des Unternehmens ist in Heddesheim. Das Gebäude soll bis Ende 2018 bezugsfertig sein. Es sollen dort zwischen 250 und 400 Arbeitsplätze entstehen. Der Ortsgemeinderat von Monsheim hat den Bebauungsplan mehrheitlich mit den Stimmen der FWG und SPD bei teilweiser Enthaltung bzw. mit Gegenstimmen aus dem Lager der CDU beschlossen.

Kritik von Umweltverbänden

Die Erschließung des neuen Gewerbegebietes ruft auch Kritik der Naturschutzverbände NABU, BUND und Pollichia hervor. Die Verbände haben neben dem Artenschutz, bei dem es in erster Linie um den Feldhamster geht, vor allem das Landschaftsbild im Blick. Solch ein Logistiker, so die Verbände in einer Presseerklärung, gehörten in große Städte, nicht aber in den ländlichen Raum wie etwa nach Monsheim. Weiter führen die Umweltverbände aus, dass im gesamten Bereich der Verbandsgemeinde zur Realisierung des Gewerbegebiets Monsheim Ost mehrere kleine Gewerbeflächen in der gesamten VG zusammengestrichen wurden, um sie bei Monsheim zu bündeln. „Eine Sache muss völlig klar sein“, so Matthias Bösl vom NABU Worms-Wonnegau: „Wenn in ein paar Jahren die VG Monsheim dezentral, also in den Gemeinden vor Ort, Gewerbeflächen fordert, kann nur ein deutliches Nein die Antwort sein. Der Zug ist dann abgefahren.“ Als weitere Probleme nennen die Umweltverbände auch die zukünftige Feinstaubbelastung und die Versiegelung von Flächen in der VG. „Die Gegend rund um Monsheim wird sich weiter nachteilhaft verändern“, so Andrea Prior vom BUND. „Die vormals schöne Weinbaugemeinde ist durch das Gewerbegebiet Bockenheimer Weg bereits weithin sichtbar gewerblich überprägt.“

Keine zusätzlichen Gewerbeflächen, nur Umwandlung

Verbandsbürgermeister Ralph Bothe führte aus, dass besonders im Schnittpunkt der Metropolregionen Rhein-Main und Rhein-Neckar die Nachfrage nach Gewerbeflächen sehr groß sei. Die kommunalen Gremien stünden somit vor der Entscheidung, weitere Flächen auszuweisen oder attraktiven Investoren abzusagen. Vor diesem Hintergrund habe die VG Monsheim entschieden, östlich von Monsheim eine Gewerbefläche von zirka 16 Hektar auszuweisen. Dazu wurde die dort bereits vorhandene „Sonderbaufläche Bioenergie“ umgewidmet und die bereits projektierten Gewerbeflächen in Flörsheim-Dalsheim und Offstein entsprechend verkleinert, weil hier jahrelang aus unterschiedlichen Gründen (Topografie, Infrastruktur, etc.) keine Nachfrage bestand. Durch diese Flächenumwidmungen erfolgte gegenüber dem gültigen Flächennutzungsplan aus dem Jahr 2005 keine zusätzliche Flächenausweisung, sondern lediglich eine Verlegung an einen anderen Standort. Der Verbandsgemeinderat hat über die Änderung des Flächennutzungsplans (Verlegung der Gewerbeflächen von Offstein und Flörsheim-Dalsheim nach Monsheim) entschieden. Dieser Beschluss wurde mehrheitlich von SPD, FWG, LuK, FDP gegen die Stimmen des Grünen Ratsmitglieds und der anwesenden Mitglieder der CDU-Fraktion gefasst.

Maßvolle Erweiterung

In dem sehr zeitaufwändigen Verfahren Genehmigung der Flächennutzungsplanänderung und der Bebauungspläne wurden Öffentlichkeit und Fachbehörden in drei Verfahrensschritten intensiv beteiligt, so Ralph Bothe. In diesem Zeitraum seien von Seiten der Öffentlichkeit keinerlei Anregungen, Hinweise oder Einwände zu den Plänen vorgetragen worden. Ralph Bothe drückte auch die Hoffnung aus, dass möglichst viele Mitarbeiter, die bei der Firma DALLI/WIN in Flörsheim-Dalsheim ihren Arbeitsplatz verlieren, bei der Firma Pfenning-Logistics eine neue Beschäftigung finden. Diesbezüglich würden bereits Gespräche geführt. Ralph Bothe erläuterte gegenüber dem NK, dass der Bedarf kleiner ortsansässiger Betriebe auch weiterhin auf den noch vorhandenen Gewerbeflächen in Flörsheim-Dalsheim und Monsheim gedeckt werden könnten. Das Gebiet Monsheim-Ost sei speziell für die Ansiedlung großflächiger Betriebe ausgewiesen worden, weil dort eine optimale Verkehrsanbindung ohne Beeinträchtigung von Ortsdurchfahrten gewährleistet werden könne. Die Einbindung in das Landschaftsbild erfolgt in erster Linie über die Festsetzung einer Höhenbegrenzung von 14 Metern. Bei dieser Höhe seien die Gebäude durch den Baumbestand weitgehend abgeschirmt. Die Auswirkungen auf das Klima seien durch ein eigenes Gutachten nachhaltig untersucht worden. Der naturschutzrechtliche Ausgleich für den Eingriff wird in enger Abstimmung mit dem Forstamt Rheinhessen durch umfangreiche Aufwertungsmaßnahmen in rheinhessischen Waldbeständen (z.B. Vorholz Alzey und Ober-Olmer Wald) erbracht. Dadurch werden dem Wunsch der örtlichen Landwirtschaft entsprechend keine zusätzlichen Ackerflächen für Ausgleichsmaßnahmen in Anspruch genommen.

Feldhamster und Eidechsen

Auf der Fläche wurden durch den Gutachter bei mehreren Begehungen keine Hamster angetroffen. Da jedoch potentieller Lebensraum des Feldhamsters verloren geht, wurde ein Maßnahmenpaket zum Schutz des Feldhamsters erarbeitet, welches die dauerhafte hamsterfreundliche Bewirtschaftung umliegender Ackerflächen vorsieht. Darüber hinaus würden entlang des Bahndammes Maßnahmen zum Schutz von Eidechsen durchgeführt.

Am östlichen Ortsrand von Monsheim soll das neue Gewerbegebiet entstehen. Foto: Gernot Kirch

Am östlichen Ortsrand von Monsheim soll das neue Gewerbegebiet entstehen. Foto: Gernot Kirch

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