Von Marcus Diehl › Die Jugend des VfR Wormatia Worms steht Jahr für Jahr immer im Blick. Sie wird mit Argusaugen beobachtet. Für die Kritiker kommen einfach zu wenig Talente für den Aktivenbereich in Betracht. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die talentierten Fußballer sofort den großen Weg gehen wollen und für die 2. Mannschaft, um sich behutsam im Männerfußball zurechtzufinden, keine Geduld dafür haben.
Nach der Saison 2023–24 zum Beispiel wollte kein einziger A-Jugendlicher in der Landesliga für den VfR auflaufen. Es ist aber auch nicht so, dass die „Alte Dame“ Wormatia keine Spieler hervorbringt. Es ist halt nicht die Masse, wie es die Vorzeigeklubs SV Gonsenheim und Schott Mainz jedes Jahr fabrizieren. Klar ist aber auch, dass diese beiden Vereine vieles richtig machen. Andreas Hahn, Vorstand Jugend, erläutert: „Unser vorrangiges Ziel bleibt weiterhin, unsere Jugendspieler für unsere beiden aktiven Mannschaften auszubilden. Daran arbeiten wir sehr intensiv zusammen mit unserer sportlichen Leitung.“
Trotzdem bewegt sich was in der Jugend. Dabei haben vor allem die U13 und die U15 aufhorchen lassen. Die U13 holte sich in ihrer Spielklasse eine verdiente Meisterschaft. Es ist der erste Titel in diesem Jahrgang in der Verbandsliga. Die höchste Klasse im Südwesten. Das hat noch kein Team dieser Altersklasse der Wormatia erreicht.
Ebenfalls eine überragende Saison gespielt hat die U15. Das Team von Volker Berg und Lukas Scholl holte sich die Vizemeisterschaft in der Regionalliga Südwest. Hinter dem FSV Mainz 05 und vor dem 1. FC Kaiserslautern. Dieser Jahrgang wurde über Jahre behutsam aufgebaut. Das war kein Zufallsprodukt. Viele großartige Talente wurden zu einer Mannschaft zusammengeschweißt.
Nach der großartigen Saison in der Regionalliga hat sich das Team mit dem Pokalsieg im Südwestpokal das Sahnehäubchen aufgesetzt. So ein Team weckt Begehrlichkeiten. Ein Segen für jeden Verein, sie zu besitzen, kann aber auch gleichzeitig ein Fluch sein – denn fünf Spieler verlassen das Team in Richtung Nachwuchsleistungszentren (zwei Spieler zum 1. FC Kaiserslautern, jeweils einer zu Borussia Mönchengladbach, Waldhof Mannheim und SV Sandhausen).
Da kann und möchte wahrscheinlich auch nicht die Wormatia mithalten. Diesen Weg können sie talentierten Fußballern noch nicht verwehren. Der Rest der Truppe geht größtenteils geschlossen unter den gleichen Trainern (Lukas Scholl, Volker Berg, Marko Bruns und Alexander Roß) in die U17.
Die U17 war in dieser Saison das Sorgenkind beim VfR. Nach sieben Jahren Zugehörigkeit in der Regionalliga geht es zurück in die Verbandsliga. Die Jungs, die aus der U15 hochsteigen, werden in der neuen Saison das Gerüst der Mannschaft stellen und versuchen, aus der Verbandsliga wieder herauszukommen. Als jüngerer Jahrgang nicht ganz so einfach, aber auch nicht unmöglich.
Für die Reife und die Entwicklung der Mannschaft kann dies auch eine Chance darstellen, „nur“ in der Verbandsliga anzutreten. In der höheren Regionalliga wäre es weitaus schwieriger geworden, zu bestehen. Trotzdem sollte das Ziel sein, so schnell wie möglich wieder in die höhere Klasse aufzusteigen. Andreas Hahn erklärt: „Ja, der Abstieg aus der Regionalliga tut weh, aber wir nehmen dies auch als Chance wahr. Wir verfolgen hier einen Zweijahresplan, möchten im ersten Jahr mit unserem vorwiegend jungen Jahrgang eine gute Rolle spielen und im zweiten Jahr dann den Versuch starten, wieder aufzusteigen.“
Der älteste Jahrgang der Jugend, die U19, landete im Mittelfeld der Tabelle. Jetzt nicht überragend, aber auch nicht ganz so schlecht, wenn die Begleitumstände mit einbezogen werden. Trainer John Antuna musste im Herbst für einige Wochen als Interimstrainer der Oberligamannschaft einspringen, bevor er in der Winterpause das Team komplett verlassen hat. Stefan Heinrich hatte sich bereiterklärt, das Team zu übernehmen. Er wird in der neuen Saison zusammen mit seinem bisherigen Co-Trainer David Damm, als gleichberechtigtes Duo, weiterhin verantwortlich sein.
Es darf gehofft werden, dass dieses Jahr mehrere Spieler den Weg in der Landesliga weitergehen. Trotzdem erreichte gerade diese Mannschaft einen Höhepunkt beim VfR. Zum ersten Mal in der Geschichte wird die U19 in der ersten DFB-Junioren-Pokalrunde in der neuen Saison dabei sein. Andreas Hahn: „Etwas ganz Besonderes für uns ... allein das Entscheidungsspiel gegen den A-Junioren Bundesligisten Schott Mainz, welches wir 4:1 gewonnen haben, war schon ein Highlight. Jetzt sind wir natürlich auf die Auslosung gespannt und hoffen auf einen attraktiven Gegner im DFB-Pokal.“
Ansonsten wird vor allem in der Jugend weiterhin an neuen Strukturen geschraubt. Als Sportlicher Leiter U17 bis U21 wurde Christoph Hartmüller verpflichtet. Die Schnittstelle der Oberligatruppe zu der U21 und U19 wird weiterhin von Fatih Köksal betreut. Außer ihrer Tätigkeit als U17 Trainer werden Volker Berg und Lukas Scholl als Sportlicher Leiter der U12 bis zur U15 verantwortlich sein.
Es bewegt sich was beim VfR. Neue Impulse und Wege werden und müssen gegangen werden. Die Jugendarbeit wird immer stärker in den Fokus rücken müssen. Die Konkurrenz schläft nicht. Kleinere Clubs wie Viktoria Herxheim, Ludwigshafener SC oder jetzt auch Gau-Odernheim, spielen mit ihrer U19 in der Regionalliga – die großen Klubs aus der Bundesliga noch nicht einmal mit eingerechnet.
„Die Konkurrenz in unserer Region ist groß, was ich aber durchaus positiv bewerte. Auch in anderen Vereinen wie oben genannt wird sehr gute Arbeit abgeliefert, was aber wiederum für uns ein Ansporn ist, auf hohem Niveau weiterzuarbeiten und auch hier und da mal neue Wege zu gehen“, bilanziert Andreas Hahn.
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