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  • Mi., 12. März 2025, 16:30 Uhr
    GRAUE WOHNUNGSNOT 2045: Pestel-Institut legt Regionalanalyse zum Senioren-Wohnen in Worms vor / 2045 werden 4.200 Seniorenwohnungen gebraucht

    „Wer schlecht wohnt, fühlt sich schlecht regiert“

    Wenn Rollator auf Treppe trifft: Worms braucht mehr Seniorenwohnungen. Ein Job, auf den Bauarbeiter warten. Aber die Politik muss es wollen.
    Foto: Nils F. Hillebrand

    Worms kommt in die Jahre: Die Baby-Boomer gehen bis 2035 in Rente. Dann werden in Worms rund 3.000 Menschen mehr im Ruhestand sein als heute – insgesamt nämlich rund 20.600. Das geht aus einer Regional-Untersuchung zum Senioren-Wohnen hervor, die das Pestel-Institut gemacht hat.
    Die Wissenschaftler warnen: „Der Wohnungsmarkt in Worms ist mit der neuen Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge komplett überfordert. Es fehlen Seniorenwohnungen“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut.

    Schon jetzt gebe es einen massiven Mangel an altersgerechten Wohnungen. „Das wird sich in den nächsten Jahren allerdings noch enorm verschlimmern“, so Matthias Günther.

    Hoher Bedarf an Seniorenwohnungen

    Der Leiter des Pestel-Instituts nennt konkrete Zahlen: So gibt es aktuell rund 41.600 Haushalte in Worms. In 32 Prozent davon leben Senioren. „Bereits heute braucht Worms rund 3.000 Wohnungen für die älteren Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Doch diese Seniorenwohnungen gibt der Wohnungsmarkt in Worms bei weitem nicht her“, sagt Matthias Günther. Und für 2045 ermittelt die Untersuchung bei den benötigten Seniorenwohnungen sogar einen deutlichen Anstieg: So wird Worms in zwanzig Jahren für rund 4.200 Seniorenhaushalte Wohnungen brauchen, die zum Leben im Alter passen.

    Eigentlich sei der Bedarf sogar noch höher, so das Pestel-Institut. „Denn ein Großteil der altersgerechten Wohnungen wird noch nicht einmal von Älteren bewohnt. Oft nutzen nämlich auch Familien den Komfort einer Wohnung ohne Schwellen, mit breiten Türen, Fluren und Räumen. Denn wo das Leben mit einem Rollator klappt, da kommt man auch mit einem Kinderwagen klar“, sagt Matthias Günther.

    Neubau- und Sanierungsoffensive geboten

    Neben dem Neubau sei deshalb vor allem eine Sanierungsoffensive notwendig, um für mehr seniorengerechte Wohnungen zu sorgen. „Doch die ist bislang nicht in Sicht: Statt mit einem effektiven Programm fürs Senioren-Wohnen das Problem anzupacken, hat vor allem der Bund den Kopf in den Sand gesteckt und die graue Wohnungsnot seit Jahren ignoriert“, sagt Günther.

    Das müsse sich jetzt dringend ändern, fordert Katharina Metzger. Sie ist Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der die Regional-Untersuchung zum Senioren-Wohnen beim Pestel-Institut in Auftrag gegeben hat. Eine künftige Bundesregierung müsse den Wohnungsbau als Motor für die Binnenkonjunktur entdecken und nutzen: „Es geht um mehr Seniorenwohnungen, die durch Neubau und Sanierung entstehen müssen – auch in Worms. Außerdem um mehr bezahlbare Wohnungen und um mehr Sozialwohnungen“, so die Präsidentin des Baustoff-Fachhandels.

    Demokratischer Sprengstoff

    Die neue Bundesregierung müsse die Brisanz, die die Wohnungsnot habe, dringend erkennen: „Wer schlecht wohnt, fühlt sich schlecht regiert. Wer eine horrende Miete zahlen muss oder erst gar keine Wohnung findet, die er noch irgendwie bezahlen kann, bei dem wächst Frust. Das alles ist sozialer und letztlich auch demokratischer Sprengstoff“, warnt Katharina Metzer.

    Die Untersuchung nimmt auch das Mieter-Portemonnaie der Senioren ins Visier: So liegt die durchschnittliche Kaltmiete in Worms aktuell bei rund 6,90 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. 68 Prozent der Seniorenhaushalte, die zur Miete wohnen, leben sogar günstiger: Rund 3.100 Haushalte in Worms, in denen Ältere leben, zahlen nach Angaben des Pestel-Instituts derzeit weniger als die Durchschnittsmiete.

    Altersgerechter Wohnraum günstiger als Heimkosten

    „Noch jedenfalls“, sagt Ökonom Matthias Günther. Denn das werde sich deutlich ändern, wenn der Staat nicht bereit sei, den Neubau von Seniorenwohnungen und den altersgerechten Umbau bestehender Wohnungen kräftig zu unterstützen. Dabei warnt der Wissenschaftler: „Eine Wohnung altersgerecht zu machen, kostet Geld und schraubt die Miete nach oben. Aber eine höhere Miete können sich viele Ältere einfach nicht leisten. Und erst recht nicht die Kosten für eine seniorengerechte Sanierung ihrer Wohnung.“ 

    Dabei sei es für die öffentlichen Kassen in der Regel sogar deutlich günstiger, altersgerechten Wohnraum zu schaffen: „Andernfalls sind Ältere nämlich gezwungen, ins Heim zu gehen. Und die Kosten für einen Heimplatz stehen auf Dauer in keinem Verhältnis zu dem, was der Staat investieren müsste, um eine altersgerechte Wohnung zu schaffen“, so Pestel-Institutsleiter Matthias Günther.

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