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  • Fr., 04. Juli 2025, 15:46 Uhr
    Andreasstift: Ausstellung „Die Luft der Freiheit – 500 Jahre Bauernschlacht Pfeddersheim 1525“ am Donnerstag eröffnet

    Wie die Bauern die Ordnung in Frage stellten

    Das „Duo Wormez“ ließ mit mittelalterlichen Klängen die Geschichte wiederauferstehen.
    Foto: Clara Werger

    Von Clara Werger › Mit einem Schwert im Rücken krönt ein wehrloser, trauriger Bauer eine Gedenksäule, unter ihm befinden sich ein Hühnerkäfig, ein Butterfass, Ähren und landwirtschaftliche Geräte. Im Sockel ist das Jahr „Anno Domini 1525“ eingeschrieben. Albrecht Dürers Entwurf für eine Bauernkriegssäule soll an die Verlierer dieses Aufstands erinnern – als eine „compassio“ für die Bauern.

    Nachdem die Bauern in großen Teilen des Reiches gegen die Unterdrückung durch Adel und Klerus vorgegangen waren, wurden sie von den waffentechnisch überlegenen Fürsten brutal zurückgeschlagen. Auch die damalige Reichsstadt Pfeddersheim war Teil dieses historischen Geschehens.

    Dort wurden im Juni 1525 über 4.000 Bauern von den Fürsten niedergemetzelt. Dürers Entwurf ist als großformatige Reproduktion in der Sonderausstellung „Die Luft der Freiheit – 500 Jahre Bauernschlacht Pfeddersheim 1525“ im Museum Andreasstift zu sehen.

    Am Donnerstag lud das Museum zur Ausstellungseröffnung ein. In seiner Begrüßung betonte Oberbürgermeister Adolf Kessel, dass durch Veranstaltungen wie die Nibelungen-Festspiele, die Freilichtspiele zur Bauernschlacht in Pfeddersheim und diese Ausstellung mit Recht gesagt werden kann: „Worms lebt nicht nur mit seiner Geschichte – Worms lebt seine Geschichte.“

    Katharina Binz, die Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration, erklärte, dass die Bauernaufstände als erste Sozialrevolution gewertet werden können. Die Forderungen der Bauern nach Freiheit und Gerechtigkeit, wie sie in den „Zwölf Artikeln von Memmingen“ erhoben wurden, würden bis heute nachwirken. Der Bauernkrieg zeige, wie Freiheit in der deutschen Geschichte erkämpft wurde; sie müsse immer wieder neu verteidigt werden.

    Luther stellte sich gegen die Bauern

    Eine wissenschaftliche Einführung zum Thema bot Professor Thomas Kaufmann, der eine umfassende Darstellung des Bauernkriegs verfasst hat. Martin Luther habe mit seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ die Forderungen der Bauern nach Freiheit motiviert. Doch deren Gewaltausübung habe der Reformator als „gegen die göttliche Ordnung gerichtete Monstrosität“ aufs schärfste kritisiert. Luther schlug sich auf die Seite der Fürsten und forderte diese auf, die Aufstände brutal niederzuschlagen. Luthers Schrift „Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern“ ist in der Ausstellung zu sehen. Die geringe Rezeption des Themas in der Vergangenheit erklärt sich durch die mangelhafte Quellenlage. „Als Verlierer konnten sich die Bauern keine Denkmäler bauen“, so Kaufmann. Ebenso fehlt es an schriftlichen Quellen, da die Bauern nicht schreiben konnten.

    Für eine musikalische Untermalung sorgte das „Duo Wormez“, das mit Gesang, Gitarre und Dudelsack den Abend begleitete.

    Liber Chronicarum (sogenannte Schedelsche Weltchronik) von 1493.
    Foto: Clara Werger

     

    Professor Erich Pelzer von der Universität Mannheim hat zusammen mit Maximilian Krüger und Vinzenz Loga die Ausstellung kuratiert. In seiner Einführung schilderte er die Aufstände in der Pfalz, der dritten und letzten Phase des Bauernkriegs. Dort waren die Bauern zwei Monate lang die politischen Akteure, bis sie von den Fürsten brutal geschlagen wurden. Dennoch sind die Bauern für ihn „keine Verlierer der Geschichte“. Ihre Forderungen hätten vielmehr „wichtige Signale für eine zukünftige Gesellschaftsordnung“ gesetzt. Im weißen Saal des Museums ist die Ausstellung installiert. Thematisch ist sie in „Ritterliche Lebenswelten im Übergang zur Neuzeit“, „Aufstand gegen die Fürstenmacht“, „Die Vorgeschichte des Pfälzischen Bauernkriegs“ und „Die Schlacht bei Pfeddersheim“ unterteilt. Erklärungen finden sich in zahllosen Texttafeln.

    Das doppelt gestohlene Buch

    Es sind Artefakte wie Helme und Panzerstecher ausgestellt. Das kostbarste Exponat ist die „Schedelsche Weltchronik“. Diese wurde bei der Plünder-ung des Augustinerklosters Frankenthal von den Aufständischen entwendet. Während der Schlacht von Pfeddersheim erbeutete der Heerführer der kurfürstlichen Truppen, Schenk Eberhard von Erbach, seinerseits das Buch aus dem Tross der Bauern, was ein handschriftliches Epigramm in der Buchausgabe festhält.

    An einer Audiostation werden Zeitzeugenberichte zur Schlacht von Pfeddersheim lebendig - unter anderem von Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz oder vom Mönch Johannes von Stuttgart.

    Im Juli und September wird es im Rahmenprogramm der Ausstellung Vorträge und Führungen geben.

    Der Vortrag „Letztes Aufbäumen – Der Bauernkrieg und sein Ende in der Pfalz 1525“ von Prof. Erich Pelzer findet am Donnerstag, den 17. Juli, um 18 Uhr statt.

    Die Ausstellung ist noch bis zum 2. November zu sehen, der Eintritt beträgt 9 Euro (ermäßigt 6 Euro).

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