NK: Herr Rating, was dürfen die Besucher von Ihrem Programm „RATING AKUT“ erwarten?
A.R.: Akutes zur gegenwärtigen Lage – also Fluchtbewegungen von Syrien bis Wolfsburg.
NK: Mit „RATING AKUT“ stehen Sie seit September 2015 auf der Bühne. Die Welt hat sich seither weitergedreht, wie spiegelt sich das in Ihrem Programm wider?
A.R.: Das Schöne ist ja, dass sich die Welt weitergedreht hat – es ist viel passiert. Hatte die BILD-Zeitung zu Halloween 2016 noch mit Passanten erschreckenden Horrorclowns in den USA getitelt, kann man mittlerweile darüber sprechen, dass die US-Bürger einen solchen kurz darauf sogar zu ihrem neuen Präsidenten gewählt haben.
NK: Hätten Sie mit einem Wahlsieg von Donald Trump gerechnet?
A.R.: Nein, überhaupt nicht. Aber dahinter stehen viele finanzielle Interessengruppen wie etwa die Waffenlobby und die Rüstungsindustrie. Mit dem Kampf gegen den Terror legitimierten die USA allein im vergangenen Jahr den Abwurf von 26.172 Bomben über sieben muslimischen Ländern. Dass dabei 90 Prozent der Opfer Zivilisten und keine Terroristen waren, wird billigend in Kauf genommen. Dabei sind diese Anti-Terror-Maßnahmen vor allem eines, der Deckmantel für das eigentliche Anliegen der westlichen Mächte: Unsere Gier nach Öl!
NK: Trump, Erdogan, Putin, Kim-Jong-Un macht Ihnen das Angst?
A.R.: Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Wer Angst hat, bewegt sich nicht und Stillstand bringt keine Verbesserung. Ich habe schon andere gefährliche Zeiten miterlebt und bin heilfroh, dass die Menschheit den kalten Krieg ohne atomaren Zwischenfall überstanden hat.
NK: Was macht für Sie gute Satire aus?
A.R.: Für Satire ist es entscheidend, Stellung zu beziehen, geradeheraus das zu sagen, was einen bewegt und es dennoch so rüberzubringen, dass sich die Zuschauer vor Lachen biegen. Gemeinsames Lachen verbindet, das heißt aber nicht, dass die thematische Brisanz dadurch geschmälert wird.
NK: Sie geben Denkanstöße zur Finanzkrise, AfD, zu Flüchtlingen und auch zur Abgas-Affäre von VW: Wie schaffen Sie den Spagat, diesen schlagzeilenträchtigen Themen dennoch etwas Komisches abzugewinnen?
A.R.: Auf der Bühne verbinde ich meinen Spaß mich lustig zu machen mit meiner Empörung über unhaltbare Zustände. Für mich hat es keinen Unterhaltungswert, wenn lediglich die Optik von verschiedenen Personen durch den Kakao gezogen wird. Die Frisur von Frau Merkel ist mir herzlich egal. Es ist auch nicht meine Art, die Politiker in den Vordergrund meiner Show zu stellen. Entscheidend sind ja wir. Das ist der Hebel, an dem ich ansetze, nur dort kann etwas verändert werden.
NK: Sie und Ihre Mitstreiter der „3 Tornados“ standen Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre wegen Blasphemie vor Gericht. Auslöser war Ihre Version eines Gesprächs zwischen Maria und Josef zur unbefleckten Empfängnis. Denken Sie, das könnte sich heutzutage in Deutschland nochmals so abspielen?
A.R.: Nein, das war ja auch wirklich eine alberne Geschichte, die aber letzten Endes durch drei Instanzen ging und einen Gutachter wie Udo Lindenberg brauchte, um vom Tisch zu sein. Natürlich sind Scherze über die Kirche noch immer nicht gern gesehen, aber Deutschland ist da wesentlich toleranter geworden.
NK: Gretchenfrage – Wie halten Sie es denn nun mit der Religion?
A.R.: Ich bin kein Atheist, dafür ist die Welt viel zu komplex, um das behaupten zu können. Ich habe Ehrfurcht vor der Schöpfung. Aber Religionsausübung bedeutet, sich Ordnungsregeln zu unterwerfen und das war nie mein Ding. Beruflich hätte ich mir auch nie vorstellen können Angestellter zu sein. Ich bin mein eigener Angestellter und mein eigener Chef, was zuweilen zu innerbetrieblichen Spannungen führt!
NK: Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei Ihrem Auftritt in Worms.
A.R.: Danke, ich freue mich schon darauf.
Weitere Informationen über Arnulf Rating sowie über sein aktuelles Programm gibt es unter: www.rating.de
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