So., 07. Juli 2013, 18:37 Uhr
Die diesjährigen Theaterbegegnungen standen unter dem Zeichen der Zukunft des Theaters und des Fernshens
Der Worte sind genug gewechselt…
VON ROBERT LEHR Auch wenn das Glockenspiel des Domes Meret Becker in ihrem Gitarrenspiel etwas aus dem Rhythmus brachte, überzeugte die Berliner Allround-Künstlerin mit melancholischen und Country-lastigen Songs, gesanglich im Stile Marianne Faithfuls.
Die Entertainern war mit dem Gitarristen Buddy Sacher zum Auftakt der Theaterbegegnungen im Rahmen der diesjährigen Nibelungen-Festspiele am Sonntag in den Heylshofpark gekommen, um den kurzweiligen Nachmittag stimmungsvoll zu eröffnen. Besondere Akzente setzte die Stieftochter von Otto Sander, wenn sie ihrem Fuchsschwanz oder einem Wasserglas originelle Töne entlockte.
Ebenso unterhaltsam, aber deutlich pointierter, ging Matthias Matussek gegen das vorherrschende Niveau im deutschen Fernsehen vor. Der Spiegel- und Bestseller-Autor war eingeladen, um über die Zukunft des Theaters und des Fernsehens zu referieren.
Während Matussek sich sicher zeigte, dass es das Theater immer geben werde und auch müsse, da es über das Künstlerische hinaus gerade auch die Möglichkeit des persönlichen Treffens und des Austausches über das Gesehene böte, stellte er gerade der deutschen Fernsehlandschaft ein vernichtendes Zeugnis aus.
Für seine Gebühren dürfte das deutsche Publikum von den öffentlich-rechtlichen Anstalten ein niveauvolleres Programm fordern. Während in den USA Teams von Harvard-Absolventen Serien-Drehbücher schrieben, würden hierzulande Tatort-Drehbücher sogar von Redakteuren geschrieben.
Als positives Beispiel für intelligente Fernseh-Unterhaltung nannte er die amerikanische Serie „Breaking Bad“, die mit einem intelligenten, kontroversen Konzept fast schon Schillersche Züge zeige.
Auch wenn Dieter Wedel bei der aktuellen Nibelungen-Inszenierung seinen Siegfried kein klassischer Held sein dürfe, habe er mit seinen Arbeiten im Fernsehen gezeigt, wie man es besser machen könne.
Nur in Brasilien sei das Fernsehen noch schlechter als hierzulande – aber dort hätte man ja auch die Copacabana.
Goethe-Worte zur Auflockerung
„Der Worte sind genug gewechselt, nun lasst uns Taten sehen“, hieß es bei der anschliessenden Lesung von Loretta Pflaum, Thilo Keiner und Roland Renner. Die Nibelungen-Schauspieler zitierten aus dem „Vorspiel auf das Theater“, das Goethe seinem Faust voranstellte und das die Strömungen und Zwänge des Theaters schon vor 200 Jahren zutreffend beschrieb.
Über ihre individuellen Pläne mit dem Theater und der Zukunft ging es im Anschluss einer lockeren Talkrunde mit Dieter Wedel, Matthias Matussek, Dramaturg, Regisseur und Intendant Holk Freytag, dem Erfurter Generalintendant des Theaters und der Domfeststspiele Erfurt, Guy Montavon, dem für Erfolgsformate wie „Bella Block“ verantwortliche ZDF-Redakteur Pitt Rammelt sowie Manuel Soubeyrand, seit 2004/2005 Intendant und Hausregisseur der Württembergischen Landesbühne Esslingen.
Einig waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion in der Einzigartigkeit und Vielfalt der deutschen Theaterlandschaft, die trotz des hohen Subventions. und- Zuschussbedarfes mit nichts in der Welt vergleichbar wäre.[nggallery id=115]