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  • Fr., 31. Januar 2025, 14:05 Uhr
    INTERVIEW: VfR-Trainer Marco Reifenscheidt stand dem NK Rede und Antwort

    „Die Gegner müssen wieder Angst haben“

    VfR-Trainer Marco Reifenscheidt (rechts) ist ein Freund der klaren Worte. Zusammen mit seinem Co-Trainer Christoph Schunck (links) beobachtet er, wie seine Jungs die Vorgaben umsetzen.
    Foto: Felix Diehl

    Seit dem 15. Spieltag sitzt Marco Reifenscheidt auf der Trainerbank des VfR Wormatia Worms. Er startete mit drei Niederlagen, darunter zwei gegen die Spitzenteams TuS Koblenz und 1. FC Kaiserslautern. Lediglich die Heimniederlage gegen Engers ist immer noch schwer zu verdauen. Bei den folgenden zwei Heimspielen kamen die ersten Früchte seiner akribischen Arbeit zutage – beide wurden gewonnen. Zwischendurch folgte die Niederlage beim Spitzenreiter Schott Mainz. Im Interview spricht der Coach über seine ersten Ansätze, den veränderten Kader und die Planungen für das neue Jahr. 

    NK: Haben sich deine Erwartungen in die „Strahlkraft“ der Wormatia erfüllt?
    Marco Reifenscheidt: Ich habe von Anfang an gespürt, dass das öffentliche Interesse an der Wormatia sehr groß ist. Natürlich auch, weil wir in einer Phase waren, in der viel Unklarheit geherrscht hat und viele negative Erlebnisse da waren. Dementsprechend hat mich das nicht überrascht. Ich bin sehr positiv aufgenommen worden. Ehrlich gesagt, mir als Trainer macht es einen riesigen Spaß, zu sehen, wie das Umfeld emotional und euphorisch dabei ist. Das wollen wir jetzt ins Positive lenken.

    NK: Wie schätzt du deine Zeit bei der Wormatia ein?
    Marco Reifenscheidt: Der Sprung ins kalte Wasser im Herbst war natürlich nicht so leicht. Sicherlich ging es noch ein bisschen um das Beschnuppern zwischen Trainer und Mannschaft. Die Punktausbeute in den ersten Spielen ist nicht zufriedenstellend, darüber brauchen wir nicht zu reden. Trotzdem hat man in den Spielen gesehen, wo wir ansetzen müssen. Alle, die die Wormatia etwas verfolgen, merken, dass wir uns viel Mühe geben – die sportliche Leitung, das Trainerteam sowie die Spieler. Ich sehe, dass sich etwas bewegt und das ist gut. 

    NK: In den letzten Spielen war eine bessere Körpersprache auf dem Platz zu sehen. Wo hast du angesetzt?
    Marco Reifenscheidt: Ich glaube, wir müssen festhalten, dass es schwierige Niederlagen, behaftet mit Serien von Rückschlägen, gab. Vielleicht hat die Führung durch eine klare Trainer-Handschrift gefehlt – auch weil in dieser Saison schon viele Trainer am Werk waren. Das bietet viel Raum für Ausreden und man geht nicht so hart mit sich selbst ins Gericht. So etwas ist menschlich, aber es ist der falsche Ansatz. Dementsprechend haben wir aufgezeigt, dass es nur über das Kollektiv geht. Mir ist wichtig: Wir haben nicht mit der Peitsche darauf gehauen. Sicherlich wurde es auch einmal lauter. Mir geht es darum, dass die Spieler selber erkennen, dass sich harte Arbeit lohnen kann und sich auf lange Sicht auf dem Platz auszahlt und dass wir durch die kräftezehrenden Trainingseinheiten, in denen sich die Spieler gegenseitig fordern, langfristige Erfolge verbuchen können. Dadurch wird alles leichter, der Gang zum Training oder der Gang zum Zuschauen. Das macht dann auch mehr Spaß, wenn man auf die Tabelle schaut.

    NK: Nur für Insider war dein Name ein Begriff. War das für deine Arbeit ein Vorteil?
    Marco Reifenscheidt: Das kann ich nicht einschätzen, aber sicherlich war es nicht von Nachteil. Ich glaube, davon muss ich mich als Trainer freimachen. Vielleicht hilft es, dass ich keine „Vorbeziehung“ zu den Spielern hatte und dadurch vorurteilsfrei rangehen konnte. Ansonsten hatte ich keine Unterschiede zu den Regionen gespürt, in denen ich vielleicht bekannter war, als ich angefangen hatte. Das hat mich nicht sonderlich berührt.

    NK: Haben sich mehr „Baustellen“ geöffnet, als du bei deinem Start bedacht hattest?
    Marco Reifenscheidt: Im Herbst ging es relativ schnell, denn die Entscheidung ist schnell gefallen. Ich habe mir deshalb keine großen Gedanken gemacht, was ich vorfinden werde. Trotzdem habe ich mich natürlich etwas erkundigt. Generell ist es mein Ansatz, auch in neuen Sachen eine Chance zu sehen. Eine Vision zu sehen, was könnte eigentlich daraus entstehen. Denn nur so etwas gibt mir die Energie, an den Stellschrauben zu arbeiten und an allen Punkten, die in diesem Prozess vorhanden sind, um da hinzukommen, wo man hin will. Ich schaue gerne nach vorne, male mir aus, wie gut etwas funktionieren kann. Wenn die Baustellen kommen, muss man sie meistern. Wenn man sich zu sehr auf die Baustellen konzentriert, verliert man das große Ganze aus dem Blick. Von daher hat es mich nicht geschockt, aber natürlich ist es so, dass ich in den Spielen bemerkt habe, wie weit weg eigentlich das Selbstbewusstsein der Spieler und das Selbstverständnis ist. Ohne Selbstverständnis ist es ganz schwierig, in der Oberliga Punkte zu holen. Dementsprechend war das ein Punkt, an dem wir angesetzt haben. Ich bin sehr, sehr zufrieden, mich damals für die Wormatia entschieden zu haben und bin immer noch glücklich, dass die Wahl auf mich gefallen ist.

    NK: Wie siehst du deinen Kader nach der Winterpause? Drei Neuzugängen, mit Gitau gerechnet, stehen fünf Abgänge gegenüber.
    Marco Reifenscheidt: Ich bin zufrieden mit den Neuzugängen und überzeugt von jedem Einzelnen, den wir jetzt haben. Die Abgänge hatten alle ihre Gründe, warum sie gegangen sind. Ich bin kein Freund davon zu sagen: „Wir haben fünf Abgänge und haben nur drei Neue geholt. Wie sollen wir jetzt besser werden?“ Darum geht es nicht, denn die Quantität ist überhaupt nicht entscheidend. Wichtig ist, dass wir eine große Gruppe sind, in der jeder dem anderen vertraut und jede Position bestmöglich doppelt besetzt ist. Wir haben viele variable Spieler, die durchaus zwei bis drei Positionen begleiten können. Schon vor der Pause war es mir wichtig, keinen Schnellschuss zu machen – wie es schon oft passiert ist und am Ende beide Seiten enttäuscht sind. Wir konzentrieren uns lieber auf uns und vertrauen dem Kader, den wir haben. Denn es ist ein guter Kader. 

    NK: Kannst du die Abgänge innerhalb der Mannschaft auffangen? Oder hast du noch Spieler aus der 2. Mannschaft oder der A-Jugend im Blick?
    Marco Reifenscheidt: Justin Jennewein haben wir von der U23 im Training komplett hochgezogen. Er wird weiterhin in der U23 spielen, denn im Zentrum sind wir stark besetzt. Er hat es uns angetan, weil er so viel verkörpert, was wir jetzt benötigen. Er hat eine gute Ausbildung. Wir versuchen natürlich, ine noch bessere Verzahnung hinzubekommen. Aber gerade die A-Junioren haben mit dem Klassenerhalt zu kämpfen, und die U23 hat in dieser Saison nicht so einen vollen Kader und musste jetzt noch dazu ihren Stürmer abgeben. Des Weiteren haben wir verschiedene Spieler im Blick. Noch einmal: Wir haben einen sehr guten Kader und es können nur 16 Spieler maximal eingesetzt werden. Wer sich über gute Leistungen empfehlen kann, dem steht die Tür nach oben natürlich offen.

    NK: Ein Auge geht noch nach unten. Das Saisonziel wird verfehlt. Macht das jetzt deine Arbeit leichter? 
    Marco Reifenscheidt: Natürlich hätten wir gerne um die Meisterschaft mitgespielt. Es wäre schön gewesen, wenn wir noch in Schlagdistanz wären. Dann hast du natürlich eine ganz andere Motivation und es wäre mehr Spannung drin. Klar ist auch, dass wir noch Punkte brauchen, wenn man nach unten schaut. Wir sind noch nicht gesichert. Der Blick soll trotzdem nach oben gehen. Wir wollen erfolgreichen Fußball spielen. Auf der einen Seite erleichtert es etwas die Planung für die neue Saison. Auf der anderen Seite will jeder bis zum Ende um Titel, vordere Tabellenplätze und Erfolg mitspielen. Wir werden uns kleine Ziele setzen, und wir haben die Aufgabe, diese Ziele auch zu erreichen. Dabei bin ich voller Vorfreude und Zuversicht, dies auch zu schaffen.

    NK: Was möchtest du von deinem Team in den restlichen Spielen alles sehen?
    Marco Reifenscheidt: Als Erstes wollen wir eine Entwicklung sehen. In mehrfacher Hinsicht. Erst einmal erwarte ich von meinen Spielern, dass sie die Hinrunde für sich verarbeiten, einen Lernprozess mitnehmen und die Sachen in Zukunft anders angehen und lösen. Dazu gehört Eigenverantwortung und ein Team auf dem Platz zu sein und eine gewisse Widerstandsfähigkeit, wenn es einmal nicht so läuft wie gedacht. Das sind drei Kernpunkte, die ich in den nächsten Monaten erkennen möchte. Natürlich auch persönliche Ziele, dass sich jeder verbessern kann. Die Gegner müssen wieder Angst haben, wenn sie in die EWR-Arena fahren müssen und unser Team nicht gerne auf dem eigenen Platz haben. 

    NK: Wirst du jetzt schon ein großes Auge auf die neue Saison richten? Planst du für dich die neue Saison?
    Marco Reifenscheidt: Wir planen natürlich relativ zügig die nächste Saison. Wir haben schon einige Gespräche geführt, ohne jetzt in das Detail gehen zu wollen. Wir haben ein Auge auf die neue Spielzeit gelegt. Fakt ist, die nächste Saison kann nur gut werden, wenn wir uns jetzt in den nächsten Wochen und Monaten auch zu einer besseren Mannschaft entwickeln. Dementsprechend ist es meine Aufgabe als Trainer jetzt erst einmal dafür zu sorgen, dass wir gute Arbeit in jedem Training und jedem Spiel abliefern. Klar, im Hintergrund wird schon an der neuen Saison gebastelt.

    Das Interview führte Marcus Diehl.

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