Hausärztliche Versorgung im Fokus

Hausärzte haben eine medizinische Schlüsselrolle inne. Foto: pixabay
Von Florian Helfert › Hausärztinnen und Hausärzte sind für die medizinische Versorgung zentral: In der Regel sind sie die ersten Ansprechpartner bei Fragen zur Gesundheit und bei Bedarf dienen sie als Lotsen zu Fachärzten, anderen Heilberufen oder Kliniken.
Allerdings bereitet die hausärztliche Versorgung in der Lutherstadt zunehmend Sorge. Aktuell sind nach Angaben des Rathauses schon 10,5 Hausarztsitze unbesetzt, weitere sind absehbar, denn bis 2025 werden altersbedingt bis zu 45 Prozent der Hausärzte in der Region nachzubesetzen sein. Vergleichbares gilt auch für Fachärzte und Psychotherapeuten.
In der Folge „wandern“ laut der Stadt Worms viele Bürger von Arztpraxis zu Arztpraxis und werden abgelehnt. Besonders schwer hätten es ältere und pflegebedürftige Patienten. Um der skizzierten Herausforderung zu begegnen, tauschte sich Oberbürgermeister Adolf Kessel bei einem Runden Tisch mit dem Wormser Gesundheitsnetz (WoGe) und weiteren Fachleuten aus.
WoGe: ein Gewinn für Worms
Unter Rückgriff auf den Runden Tisch des Jahres 2013 berichteten Birgit Sattler für die genossenschaftlich organisierte WoGe über den bisherigen Stand an Maßnahmen wie etwa das Werben unter zum Beispiel angehenden Ärzten für Worms und den Wonnegau oder die als Ärztegemeinschaft im Januar 2015 an den Start gegangene WoGe-Praxis im Liebenauerfeld. „Insgesamt reichen alle bislang ergriffenen Maßnahmen und Kooperationen nicht aus“, so die bittere Erkenntnis.
Mobile Praxis für Sprechstunden?
„Das Konzept unserer WoGe-Praxis ist für sich betrachtet sehr erfolgreich und wir möchten gerne die nächsten Schritte gehen“, erzählte Birgit Sattler über die auf sieben verschiedene Fachrichtungen gewachsene Ärztegemeinschaft im Liebenauerfeld. Um eine mobile Praxis, Zweigniederlassungen oder gar ein Medizinisches Versorgungszentrum in Angriff nehmen zu können, bedürfe es allerdings eines Investors. Oder, wie das Stadtoberhaupt anregte, einer regional verwurzelten Investorengruppe wie im Falle des geplanten Digital Hub Worms.
Im Verbund mit einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) mit Schwerpunkt Seniorenheime böte sich im Idealfall auch das Programm Gemeindeschwester Plus an. Das Programm richtet sich präventiv an hochbetagte Menschen, die noch keine Pflege, sondern Unterstützung und Beratung brauchen, wobei die zweite Phase des Programms noch evaluiert wird. Ferner debattierte der Runde Tisch auch die Chancen der Telemedizin.
Aus Sicht des WoGe-Vorsitzenden Paul Brämer, einem Hausarzt im Altrheingebiet, könnten vor Ort Pilotprojekte entstehen, welche als Vorreiter für andere Regionen in Rheinland-Pfalz und sogar darüber hinaus dienen könnten. Hierzu müssten allerdings mitunter gesetzliche Hürden ausgeräumt und die Frage der Finanzen geklärt werden.
WoGe
Das Wormser Gesundheitsnetz (WoGe) ist ein Zusammenschluss von 130 Ärzten aus 80 Praxen in Worms und Umgebung. Leitgedanke aller Mitglieder ist, die medizinische Versorgung wohnortnah zu sichern.