In Deutschland erkranken nach Angaben des Robert Koch-Instituts jährlich rund 60.000 Menschen an Darmkrebs, davon etwas mehr Männer als Frauen. Obwohl Darmkrebs damit zu den häufigsten Krebserkrankungen gehört, nimmt die Sterblichkeit seit der Mitte der 70er Jahre kontinuierlich ab. Der Grund hierfür sind neben einem höheren Bewusstsein für die Darmkrebsvorsorge vor allem neu entwickelte Therapie- und Operationsverfahren. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Bündelung der Expertise in spezialisierten Darmkrebszentren. Das Darmkrebszentrum am Klinikum Worms ist nach den strengen Kriterien der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert und zählt bundesweit zu den großen Darmkrebszentren.
„Die Entwicklung der letzten Jahre ist beeindruckend“, erklärt Prof. Dr. Tim Zimmermann, Chefarzt der Gastroenterologie am Klinikum Worms. „Mit hochauflösenden Videoendoskopen und speziellen Verfahren wie der Chromoendoskopie können wir heute selbst kleinste, mit dem bloßen Auge kaum sichtbare, Gewebeveränderungen erkennen.“ Das ist besonders wichtig, denn Darmkrebs entwickelt sich meist über Jahre aus zunächst harmlosen Vorstufen, den Polypen. Werden diese rechtzeitig erkannt und entfernt, kann Darmkrebs in den meisten Fällen verhindert werden.
„Dank modernster endoskopischer Techniken können wir heute die Krebsvorstufen bereits während der Darmspiegelung vollständig entfernen. Innovative Verfahren wie die endoskopische Submukosa-Dissektion, kurz ESD, ermöglichen es beispielsweise auch größere Frühkarzinome und Polypen in einem Stück endoskopisch abzutragen. Mithilfe der endoskopischen Vollwandresektion“, so der Mediziner weiter „wird die gesamte Darmwand an der betroffenen Stelle entfernt und parallel sicher verschlossen – ein enormer Fortschritt, da früher dafür oft eine Bauchoperation nötig war.“
Ist der Darmkrebs bereits weiter fortgeschritten, ist eine Operation in der Regel unumgänglich. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die minimalinvasive roboterassistierte Chirurgie. „Heute können wir die Mehrheit der Eingriffe an Dick- und Mastdarm mithilfe modernster Robotertechnologie durchführen“, erklärt PD Dr. Markus Hirschburger, der Chefarzt der Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Kinderchirurgie ist. „Das bedeutet für unsere Patienten konkret: präzisere Operationen, minimal-invasive Zugänge und damit eine deutlich schnellere Genesung. Die hochmoderne Roboterchirurgie ermöglicht uns millimetergenaues Arbeiten selbst in anatomisch schwer zugänglichen Bereichen – ein echter Meilenstein in der Darmkrebschirurgie.“
Die Besonderheit eines zertifizierten Darmkrebszentrums liegt in seinem ganzheitlichen Ansatz. „Wir setzen in unserem Darmkrebszentrum auf eine nahtlose Verzahnung von Diagnose und Therapie. Dies setzt eine enge Kooperation mit Hausärzten aber auch Spezialisten wie niedergelassene Gastroenterologen voraus, wo viele Tumoren primär diagnostiziert werden. Jeder Patient wird in der wöchentlichen Tumorkonferenz von einem interdisziplinären Expertenteam diskutiert. Die Therapie folgt neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und die Patienten profitieren von der gebündelten Erfahrung aller Fachdisziplinen“, so PD Dr. Markus Hirschburger. Dem Chirurgen liegt dabei die Nachbetreuung seiner Patienten besonders am Herzen: „Die Operation ist nur ein Teil der Behandlung. Gerade bei Eingriffen am Enddarm können vorübergehend Kontinenzprobleme auftreten. Hier setzen wir auf ein ausgefeiltes Nachsorgekonzept mit speziell geschulten Kontinenzexperten, um unsere Patienten auf dem Weg zurück in ihren Alltag bestmöglich zu unterstützen“, erklärt der Chirurg weiter.
Die Botschaft beider Mediziner zum Darmkrebsmonat März ist eindeutig: Je früher Darmkrebs oder seine Vorstufen erkannt werden, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten. Die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung ist der wichtigste Schritt zur Früherkennung.
Beitrag aus der Rubrik