
Von Florian Helfert › Das Wormser Industrieunternehmen RENOLIT plant den Bau eines eigenen Windparks. Entstehen soll der neue Windpark auf Landschaftsflächen nahe der Autobahn A61 und der Bundesstraße B47. Dort möchte der Experte für Polymerlösungen fünf moderne Windkraftanlagen bauen. Über das Vorhaben wurde erstmals öffentlich im Juni informiert, wobei interessierte Bürgerinnen und Bürger der angrenzenden Ortsteile Horchheim, Pfiffligheim und Wiesoppenheim im weiteren Verlauf auch zu mehreren Informationsveranstaltungen eingeladen worden waren (der NK berichtete).
Wie aus einer vorangegangenen Pressemitteilung sowie der Beschlussvorlage für die öffentliche Sondersitzung des Wormser Stadtrates am Dienstag, dem 4. November, um 16 Uhr im Ratssaal hervorgeht, investiert die Renolit SE für ihren Produktionsstandort in Worms 130 Millionen Euro, um ihre Produktionskapazitäten zu erweitern – wodurch der Energiebedarf deutlich steigen wird. Zur Einordnung: In Worms verbraucht die Industrie 70 Prozent des gesamten Stromverbrauchs der Stadt. Allein auf RENOLIT entfallen rund sieben Prozent des Stromverbrauchs der Stadt.
„Die stetig steigenden Energiepreise stellen uns vor weitere Herausforderungen. Nur eine planungssichere Energieversorgung, die sich aus Strombezug am Regelmarkt und selbst erzeugtem Strom zusammensetzt, ist für uns wirtschaftlich darstellbar, da die Netzentgelte, Steuern und Umlagen einen erheblichen Anteil am Energiepreis ausmachen. Vor diesem Hintergrund ist die Nutzung von vor allem Windkraftanlagen im direkten Umfeld unseres Standortes von elementarer Bedeutung“, erklärt Dr. Michael Bätz, Geschäftsleitung RENOLIT SE Worms.
Von einer etwaigen Genehmigung bis zur Inbetriebnahme rechnet das Unternehmen mit einer Projektdauer von fünf bis sieben Jahren. Die geschätzten Gesamtinvestitionen für den kompletten Windpark belaufen sich wiederum auf ca. 75 Millionen Euro. Neben den Kosten für die fünf Windenergieanlagen fallen noch Kosten für die Leistung, das Umspannwerk sowie für den Speicher an. Die Betriebskosten für den Windpark schätzt RENOLIT auf ca. 2,5 Millionen Euro pro Jahr. Das Projekt würde sich bei einer Lebensdauer von mindestens 25 Jahren nach ca. acht Jahren amortisieren.
Am Montag, dem 3. November, lädt RENOLIT Bürgerinnen und Bürger der umliegenden Orte um 18 Uhr zu einem öffentlichen Informationsabend in Worms-Pfeddersheim in der Paternusschule ein. Interessierten wird in der Schulaula in der Grabenstraße 50 erneut die Möglichkeit gegeben, sich direkt über den aktuellen Stand des Projektes zu informieren und Fragen zu stellen. Direkt im Anschluss lädt der Ortsbeirat Worms-Pfeddersheim um 19.30 Uhr ebenfalls in der Paternusschule zu einer öffentlichen Sondersitzung ein. Auf der Tagesordnung steht die Empfehlung des Ortsbeirates Pfeddersheim für den Beschluss des Stadtrats zur Ausweisung weiterer Vorranggebiete für Windkraft für die Regionalplanung Rhein-Neckar.
Und auch am Folgetag finden gleich zwei Sitzungen zum Thema statt. So behandelt am Dienstag, dem 4. November, um 16 Uhr eine Sondersitzung des Stadtrates im Anschluss an die Etatberatungen des Haupt- und Finanzausschusses in einer öffentlichen Sitzung den oben genannten Empfehlungsbeschluss. Bei einer Zustimmung für den Windpark wird die Stadt Worms die Aufnahme der Fläche in den regionalen Raumordnungsplan der Metropolregion Rhein-Neckar für Windräder vorschlagen und forcieren. Um 19.30 Uhr steht der Windpark dann wiederum in der Sitzung des Ortsbeirates Worms-Horchheim im örtlichen Bürgerhaus unter anderem auf der Tagesordnung.
Bereits im Vorfeld hatte sich der Bau- und Mobilitätsausschuss mit den von Renolit ursprünglich vorgeschlagenen Standorten nördlich von Horchheim und Wiesoppenheim beschäftigt. Die betroffenen Ortsbeiräte hatten diese Flächen jedoch aus städtebaulichen und landschaftlichen Gründen abgelehnt. Daher wurden alternative Standorte geprüft und neu bewertet. Die Stadtplanung steht Standorten zwischen den Stadtteilen grundsätzlich kritisch gegenüber, insbesondere hinsichtlich des Landschaftsbildes, der Siedlungsentwicklung und der Sicherung von Freiräumen. Flächen im Bereich „Am Hohen Stein“ werden aufgrund potenzieller künftiger Gewerbeentwicklung nicht befürwortet.
Die nun vorgeschlagenen Standorte im Umfeld der A 61 (Kreuz A 61/B 47) sind ein neuer Vorschlag. In Gesprächen mit den Bürgerinnen und Bürgern, sowie den Ortsbeiräten der Stadtteile Horchheim, Pfiffligheim und Wiesoppenheim, wurden jedoch noch die früheren Flächenvorschläge aus dem Bau- und Mobilitätsausschuss vorgestellt. Ergebnisse der Bürgerversammlung in Pfeddersheim werden noch in die Beratungen der Stadtratssitzung einfließen.
Auch RENOLIT Vorstandsmitglied Torsten Maschke betont: „Wir nehmen die Vorbehalte und Sorgen der Bürgerinnen und Bürger sowie der Stadt Worms sehr ernst und sind an einem tragfähigen Kompromiss interessiert. Für den konstruktiven Austausch möchten wir den Ortsvorstehern und den Teilnehmenden der bisher stattgefundenen Versammlungen ausdrücklich danken.“
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