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  • So., 08. Juni 2025, 08:00 Uhr
    WORMS: Neuer Impuls für pulsierendes Andreasquartier und lebendigere Innenstadt / Grüne kritisieren Votum unter Zeitdruck und Stadtspitze

    Stadtrat sagt Ja zum Ringtausch

    Rund um den Wormser Dom befinden sich die Liegenschaften des Ringtausches: das ehemalige Gesundheitsamt an der Ecke Andreasstraße/Dechaneigasse und das Sparkassengebäude am Lutherring.
    Archivfoto: Florian Helfert

    Von Florian Helfert › Auf dass die Beschlussfähigkeit des Stadtrates noch bestehe, bevor noch mehr Mitglieder des Stadtrates nach Hause gehen würden, bat FDP-Fraktionsvorsitzender Dr. Jürgen Neureuther schnellstmöglich für den sogenannten Ringtausch als Jahrhundertprojekt abzustimmen.

    Einige Minuten später war es dann im Stadtrat vor Christi Himmelfahrt beim 27. Tagungsordnungspunkt „Innenstadtentwicklung als Alternative zum Salamandergelände“ soweit: Der Stadtrat stimmte bei 30 Ja-Stimmen, einschließlich der Stimme von Oberbürgermeister Kessel, und vier Stimmenthaltungen dafür, dem Sparkassengebäude am Lutherring als weiteren Standort für die Stadtverwaltung den Vorzug gegenüber den bisherigen Plänen auf dem Salamandergelände zu geben.

    Zuvor hatte Tim Brauer für die Timbra Group, welche zum Beispiel bereits die Elefantenhöfe in Worms am Weckerlingplatz inklusive Silberborner Hof erfolgreich entwickelt hat, sowohl die Vorgeschichte als auch die Pläne rund um das quasi benachbarte Andreasquartier skizziert – und zwar natürlich in eben jener Stadtrat, aber auch in vorangegangenen Sitzungen der einzelnen Ratsfraktionen sowie in einem Telefonat mit der NK-Redaktion. 

    Genialer Geistesblitz

    Nach dem Bekanntwerden der Baukosten für das Salamandergelände in Höhe von über 250 Millionen Euro bei gleichzeitigen Kostenunsicherheiten von plus/minus 30 Prozent stellte sich Tim Brauer als Wormser Bürger und Projektentwickler plötzlich folgende Frage: „Gibt es Alternativen?“

    Daraufhin entstand binnen kürzester Zeit im Austausch mit der Rheinhessen Sparkasse die Idee des besagten Ringtausches mit der Stadt. Während im Sparkassengebäude das Technische Rathaus einziehen kann, kann sich die Sparkasse in einem Neubau am Andreasquartier im Zuge unter anderem von Digitalisierung, Home Office und Fusion verkleinern.

    Der hierfür geplante Neubau am Standort des ehemaligen Gesundheitsamtes sieht aktuell im Erdgeschoss Gastronomie und Einzelhandel sowie Dienstleistungen vor, um die Passantenfrequenz für das Viertel zu erhöhen. „Im ersten und zweiten Stock sehen wir Büroräume, die der Sparkasse dienen können, und im obersten Geschoss könnten circa 20 Wohnungen entstehen“, führte Brauer aus.

    Kritik an der Stadtspitze

    Das Technische Rathaus künftig in der Innenstadt statt auf dem Salamandergelände unterzubringen, begrüßte die Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum Auftakt der öffentlichen Aussprache ausdrücklich. „Verwaltung gehört dorthin, wo Leben stattfindet, denn das stärkt Einzelhandel und Gastronomie", lobte Heike Jores als stellvertretende Fraktionsvorsitzende.

    „Aber so richtig dieser Schritt ist – er darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir aus dem bisherigen Prozess lernen müssen“, konstatierte sie. Komplexe Stadtentwicklungsprojekte bräuchten eine frühzeitige, realistische und transparente Steuerung – insbesondere durch die Stadtspitze, so die Kritik der Grünen.

    Perfider Zeitdruck

    Die Verknüpfung zwischen Absage der Leistungsphase 3 für das Technische Rathaus auf dem Salamandergelände (zu der es nach Angaben der Grünen eine Frist durch den Generalunternehmer bis im Juni 2025 gibt), einem Umzug in die jetzige Sparkasse und der Nutzung des Gesundheitsamts erzeuge Druck. Doch zentrale Entscheidungen dürften nicht unter Zeitdruck oder auf unklarer Grundlage getroffen werden. Viele Zahlen liegen noch nicht vor – und könnten zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht vorliegen.

    Außerdem ist für die Grünen klar: „Städte, die über eigene Grundstücke verfügen, haben Gestaltungsmacht. Wer verkauft, gibt Einfluss aus der Hand. Deshalb fordern wir, das Gelände nicht zu veräußern, sondern es im städtischen Eigentum zu halten, zum Beispiel über die Vergabe im Erbbaurecht“, bemängelte Jores die aktuellen Pläne.

    Unter Zeitdruck eine Weichen zu stellen, die städtische Handlungsräume dauerhaft einschränke, lehne man ab. Schnellschüsse gelte es zu vermeiden. „Wir halten es für notwendig, erst eine fundierte, umfassende Grundlage für die Entscheidung zum Umgang mit dem Gesundheitsamt zu haben. Erst dann kann verantwortungsvoll entschieden werden“, so Jores abschließend.

    Chancen statt Leerstand

    „Wir brauchen jetzt einen Schnitt“, widersprach CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Klaus Karlin in Anbetracht der Kostenprognose beim Salamandergelände auf über eine Viertel Milliarde Euro. Stadtverwaltung und Stadtrat müssten ins Risiko gehen. Sein Pendant von der SPD, Dirk Beyer, betonte lieber die Chancen der vorgestellten Pläne: „Die Partner haben an verschiedenen Stellen gezeigt, dass sie zuverlässig sind – zeitlich, finanziell und qualitativ!“

    Für die Liberalen erachtete deren Fraktionsvorsitzender Dr. Jürgen Neureuther das seit Jahren leerstehende ehemalige Gesundheitsamt als  Schandfleck. Und das Sparkassengebäude am Lutherring stünde „ja schon teilweise zu 50 Prozent und mehr leer“, sodass auch er den Ringtausch befürwortete. Zum Gebäude der Rheinhessen Sparkasse warf Marco Schreiber (CDU) den Gedanken ein, den Bürgerservice (alias Rathaus II) aus der Volzstraße in den Lutherring mit dessen großem Eingangsfoyer umzuziehen. 

    „Abgespecktes“ Salamandergelände

    Mit Ausnahme der vier sich enthaltenden Grünen plädierten die verbliebenen 29 Ratsmitglieder plus Oberbürgermeister Adolf Kessel wie bereits eingangs dargelegt für den Ringtausch und die einhergehende Innenstadtentwicklung. 

    Umgekehrt heißt das für die weiteren Planungen der langjährigen Salamander-Industriebrache, dass sich die Entsorgungs- und Baubetriebe der Stadt Worms (ebwo AöR) unter der Verwaltungsratsvorsitzenden Stephanie Lohr auf das neue Werksgelände sowie die neue Hauptfeuerwehrwache beschränken müssen. Das Technische Rathaus (Rathaus III), die Kita und auch die Großküche zur Versorgung der Wormser Kitas und Schulen fallen auf dem Gelände fort.

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