Von Marcus Diehl › Die Dachorganisation für 900 Vereine, 60 Fachverbände, 6 Sportkreise und 290.000 Mitgliedern feierte im Kesselhaus der EWR am Samstag seinen 75. Geburtstag. Das Hauptaugenmerk, lag hierbei vor allem auf dem Ehrenamt. „Wir möchten heute nicht uns feiern, sondern das Engagement in den Vereinen und Verbänden“, so Präsident Klaus Kuhn bei der feierlichen Eröffnung.
Zahlreiche Ehrengäste aus Sport, Politik und Gesellschaft, waren der Einladung gefolgt. Vom Hausherren EWR, Dominik Nagel, sagte in seinen Grußworten ein bemerkenswertes Statement. „Ein Ehrenamt ist mehr als eine Aufgabe. Es ist eine Lebenseinstellung.“
Der Vorstand des Sportbundes Daniel Richter machte aus der Jubiläums-Gala eine „Sportheroes-Gala“. Stellvertretend für alle Ehrenämtler aus allen Bereichen standen vier Personen im Mittelpunkt. Alle Vereine durften zunächst Vorschläge machen, die in ihren Augen es verdient haben, langjähriges, aktives, selbstloses Engagement bewältigt zu haben. Vier Personen wurden dann als „Sporthero“ ausgewählt.
Neben Svenja Siegel (DSG Breitenhal), Gerd Offer (TV Bodenheim) und Christian Wölfelschneider (TSG Bretzenheim) stand mit Uschi Knieling von der TSG Heppenheim im Mittelpunkt. Während bei den ersten drei genannten, das Traineramt oder die Vorstandsarbeit im Vordergrund stehen, ist es bei Uschi Knieling ein etwas anderer Weg. Sie ist das Mädchen für alles. Für keine Arbeit ist sie sich zu schade. Sie ist nicht nur eine Frohnatur und steckt mit ihrer offenen und lockeren Art alle direkt an, sie kann auch anpacken. Viele Facetten wie z.B. als Bedienung, Grillmeisterin, hinter der Theke oder als Reinigungskraft, alles macht sie mit viel Freude.
Im Gespräch mit Moderator Alexander Beuerle sprach sie in ihrer typischen Art auch über das Toilettenputzen nach einer Fastnachtssitzung. Die Zusammenarbeit im Team und die Stärkung des Vereinslebens zu stärken ist ihr Antrieb. Jeder, der mit ihr arbeitet, weiß auch, dass der Spaß bei ihr nicht zu kurz kommt. Damit die Gäste sehen durften, was die „Sportheroes“ so alles anpacken, war von jedem ein kleines Video erstellt worden. Viele Mitstreiter von der TSG Heppenheim berichteten hier kurzweilig über die Arbeit und die Person Uschi Knieling.
„Öffnet euer Herz und geht ins Ehrenamt. Es macht so viel Spaß, anderen Menschen etwas zu geben, ohne etwas dafür zu verlangen. Ehrenamt bereitet so viel Freude und das möchte ich als ,Sporthero’ auch zeigen“, wird Uschi Knieling auf der Homepage des Sportbundes zitiert.
In einer illustren Runde wurden verschiedene Themen angesprochen, die vielen Vereinen auf der Seele brennen. Die Staatssekretärin für Inneres und Sport Simone Schneider sprach natürlich über das Budget. Sie betonte, dass trotz der Sparmaßnahmen in vielen Bereichen im Sport noch keine Gelder gekürzt worden seien. Vielmehr sollen sie in Zukunft steigen.
Thomas Bergmann, Präsident des Südwestdeutschen Fußballverbandes sprach über die rechtlichen Voraussetzungen. Einige Dinge müssten in der Gesetzgebung erleichtert und geändert werden. Die Vizepräsidentin des Leichtathletikverbandes Rheinhessen Corinna Tentrup freute sich über das neue Stadion in Alzey, auch weil einmal der Verband und die Vereine mit ins Boot genommen wurden. Gleichzeitig monierte sie aber auch, dass die Anlage im Wormser Bildungszentrum ihren Zenit seit Jahren überschritten habe und eigentlich nicht mehr benutzt werden könne.
Ins gleiche Horn blies Christian Wolfschneider, einer der Sportheroes. Wenn genug Sportstätten zur Verfügung stünden, hätten die Vereine es noch leichter, neue Mitglieder zu gewinnen. Professor Lutz Thieme vom Lehrstuhl für Sportmanagement am RheinAhrCampus in Remagen stellt eine Studie zum Ehrenamt vor. Die demokratischen Veränderungen durch die Baby-Boomer-Generation werfe ihren Schatten voraus. Nachfolger zu finden werde zu einer extremen Herausforderung. Die Aufgaben würden zu komplex und immer schwerer gemacht. Die Rahmenbedingungen seien die Gründe, das Ehrenämtler über das Aufgeben nachdenken. Auffällig oft komme dabei der bürokratische Aufwand zur Sprache.
Zusammen mit der Bernd Steiger Stiftung und der BKK24, stellte der Sportbund Rheinhessen 12 Defibrillatoren in der Aktion „Herzsicher“ zur Verfügung. Zu den glücklichen Gewinnern gehören u.a. die Rhenania Rheindürkheim, TSV Gundheim und die TSG Heppenheim.
Die Jubiläumsfeier betonte den Stellenwert des Ehrenamtes, den es benötigt. Werbung für das Ehrenamt wird eine der kommenden Hauptaufgaben sein. Bei vielen ist ein Fundament vorhanden, bei einigen die ganze Arbeit auf nur wenigen Schultern verteilt. Wie sagte Uschi Knieling: „Aus dem, was ich für Menschen mit Menschen machen darf, ziehe ich meine Energie“.