„Haben Sie keine Angst, sich schmutzig zu machen!“, sprach Henriette Crüwell, Pfarrerin und Pröpstin für Rheinhessen und Nassauer Land, dem neuen Pfarrer für die evangelischen Kirchengemeinden Worms-Heppenheim und Offstein Mut zu. Dominik Koy wurde am vergangenen Sonntag mit einem feierlichen Gottesdienst in sein Amt als Pfarrer eingeführt.
Robustes Schuhwerk zur Amtseinführung
Schwarze Gummistiefel in Größe 46 sind vermutlich ein eher seltenes Geschenk zur Ordination. Diese Stiefel könne man zwar auch während der rheinhessischen Rübenernte gebrauchen, vor allem aber sollten sie Dominik Koy stets daran erinnern, dass Pfarrer „Grenzgänger und Pfützenspringer“ seien, so Pröpstin Henriette Crüwell. „Ein Pfarrer geht über Grenzen, ist Kundschafter und Botschafter zugleich“, beschrieb Crüwell das zukünftige Amt von Dominik Koy. Sie wünschte dem neuen Gemeindepfarrer von Worms-Heppenheim und Offstein, dass er sich seinem Amt mit Freude und Leidenschaft hingebe.
In seiner ersten Predigt als ordinierter Pfarrer sprach Dominik Koy über die Feindesliebe. Zunächst betrachtete er das zuvor im Gottesdienst gesungene Lied ‚Er weckt mich alle morgen‘ mit einem Text von Jochen Klepper, der 1942 den Freitod wählte, um der Deportation zu entgehen. Klepper habe in seinen Versen die bedrohliche Realität des nationalsozialistischen Regimes nicht ausgeblendet und sei dennoch unverzagt geblieben: „Gottes Wort bereitet Klepper einen festen Grund mitten in einer brüchigen Welt“, so Koy. Auch die heutige Zeit sei geprägt von Kriegen, Hass und Gewalt, weshalb man sich erneut die Frage stellen müsse, ob man in einer unsicheren Welt hoffnungsvoll leben könne. In diesem Zusammenhang betrachtete Koy den Begriff der Feindesliebe, seines Erachtens ein „Charakteristikum des Christentums“, über den seit Jahrhunderten diskutiert würde. Dabei habe sowohl der radikale Anspruch an den Menschen, gewaltlos und pazifistisch zu leben seine Berechtigung, als auch die relativierende Betrachtung, die sich an den menschlichen Möglichkeiten orientiert. Heute wie vor 80 Jahren gehe es nicht darum, die Realität auszublenden, sondern vielmehr sollen Unsicherheiten und Ängste benannt werden, die jedoch durch einen festen Glauben in den Hintergrund treten.
Für Dekanin Jutta Herbert war dieser Tag ein Anlass zur Freude. Sie sei glücklich darüber, dass Dominik Koy „den Ruf des Herrn gehört“ und die lange Zeit der Ausbildung auf sich genommen habe, um nun als Pfarrer tätig zu sein. Den Mitgliedern des Kirchenvorstands von Worms-Heppenheim und Offstein drückte Sie ihre Dankbarkeit dafür aus, dass sie während der Zeit der Vakanz und vor allem nach dem plötzlichen Tod des früheren Gemeindepfarrers Andreas Hunger-Beiersdorf „das Rückgrat der Gemeinde“ gewesen seien. Ebenso wie die Pfarrer und Pfarrerinnen sowie Prädikantinnen und Prädikanten in den umliegenden Gemeinden, seien sie „Fasern eines wunderschönen Teppichs, in den nun auch Dominik Koy hineingewoben wird“.