Worms als Standort der Wirtschaft stärken

Archivfoto: Gernot Kirch
VON FLORIAN HELFERT In Worms arbeiten über 5.000 Personen in Betrieben des verarbeitenden Gewerbes mit mehr als 50 Mitarbeitern. Das entspricht rund 16 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten der Nibelungenstadt. „Maschinenbau und Chemie sind der Stolz der deutschen Wirtschaft und in Worms stark vertreten“, stellte Renolit-Vorstandsvorsitzender Michael Kundel im Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Worms eine Resolution des Arbeitskreises Wormser Unternehmen inklusive IHK, Hochschule sowie städtischer Wirtschaftsförderung vor.
Hohe Kaufkraft
Sowohl die gezahlten Löhne für die Beschäftigen als auch die städtischen Einnahmen aus der Gewerbesteuer liegen über dem Durchschnitt: „Rund 80 Prozent der Gewerbesteuer stammen von zehn Prozent der Unternehmen“, ergänzte Oberbürgermeister Michael Kissel den Wert des verarbeitenden Gewerbes für die Stadtgesellschaft. „Allein die Einnahmen aus der Wormser Wirtschaft im Jahr 2016 mit rund 91 Millionen Euro hätten theoretisch ausgereicht, alle Investitionen in Sanierung und Umbauten der Schulen in den vergangenen acht Jahren zu decken“,konkretisierte das Stadtoberhaupt.
Industrie als Stabilisator
Dem Irrglauben, dass die Industrie keine Zukunft mehr habe, widersprach Kissel deshalb ebenso vehement wie Dr. Jürgen Neureuther seitens der Liberalen. „In Großbritannien ist die klassische Industrie zerschlagen und die Finanzwirtschaft gestärkt worden, so dass in der Finanz- und Wirtschaftskrise der stabilisierende Kern der Wirtschaft fehlte“, lobte der Freidemokrat die robuste Wertschöpfung der Industrie und attestierte ihr zudem, gerade keine „Billiglöhner“ zu sein.
Mangelnde Gewerbeflächen
Knapper werdende Gewerbeflächen für größere Ansiedelungen sowie eine zunehmend digitalisierte Wirtschaftsstruktur stellten aus Sicht des Arbeitskreises Wormser Unternehmen den Hintergrund für die Resolution dar. „Entweder versuchen wir erneut größere Industrieflächen zu entwickeln oder wir betrachten den Flächenbestand und weisen neue, kleinere Gewerbeflächen aus“, fasste Michael Kunden zwei bestehende Alternativen zusammen.
In der zweiten Variante müsse es dann zudem das Ziel sein, Betriebe mit geringem Flächenbedarf und hoher Wertschöpfung für Worms zu gewinnen. „Beispielhaft hierfür ist, dass sich eine Software-Firma in der Prinz-Carl-Anlage ansiedeln möchte“, illustrierte Oberbürgermeister Michael Kissel einen Erfolg der städtischen Wirtschaftsförderung.
Politik, Verwaltung und Wirtschaft verpflichten sich
Im Zuge fehlender Gewerbeflächen verpflichtet sich die Stadt bei einer Annahme der Resolution im Stadtrat, weiterhin Industrie- und Gewerbegebiete bau- und planungsrechtlich zu entwickeln und zu sichern sowie sich für die erforderliche Infrastruktur wie zum Beispiel Verkehrs- und Kommunikationswege einzusetzen. Ferner beispielsweise allerdings auch, in ein verlässliches Betreuungsangebot für junge Familien mit Kind zu investieren sowie Schulen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) noch besser auszustatten.
Die Wormser Wirtschaft hingegen verspricht, ihr fachliches Netzwerk aus Wissenschaft und Wirtschaft regional weiterzuentwickeln und ihr Engagement in der Bildung – wie etwa MINT-Aktivitäten oder studienbegleitende Beschäftigung etc. – zu intensivieren. „Neben der bundesweit übrigens größten Bildungspartnerschaft werden wir unser kulturelles Engagement ebenfalls fortführen, Ansiedelungen von Unternehmen unterstützen und eine Studie unter Federführung der Hochschule Worms zu Erfolgsfaktoren einer zukunftsgerichteten Wirtschaftsförderung finanzieren“, griff Michal Kundel abschließend einige weitere Aspekte der Resolution abschließend auf – denn die Wormser Wirtschaft leiste gerne ihren Beitrag zugunsten der Lutherstadt.