Von Robert Lehr › Gerade hat sich nach der Riedbahnsanierung die Lage im Zugverkehr der Region normalisiert, da rollen die nächsten Probleme im ÖPNV mit Wucht heran: Laut dem Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZÖPNV RLP Süd) entfallen ab Montag, dem 5. Mai, fast alle Fahrten der Linie RE 14 zwischen Mainz, Worms und Mannheim. Die Fahrgäste würden gebeten, auf die Fahrten der Linie RE 4 und der S-Bahn S 6 auszuweichen. Die Kürzungen im Angebot sollen voraussichtlich bis Oktober andauern.
Diese Hiobsbotschaft sei dem Zweckverband laut deren Pressemitteilung vom Donnerstag durch DB InfraGO mitgeteilt worden. Das bundeseigene Unternehmen ist für Unterhaltung, Betrieb sowie Neu-/Ausbau des deutschen Schienennetzes zuständig. Dazu gehören u.a. Fahrdienstleiter, Fahrplanersteller und Mitarbeiter der Fahrwegdienste. Und hier liegt auch der Grund für das Ungemach: Die DB InfraGO stehe erneut „vor einer kritischen Personalsituation im Stellwerk Ludwigshafen“.
Weiterhin müsse laut der DB InfraGO zwischen Mainz und Frankfurt/M. die RE 14 derzeit ohnehin wegen Baumaßnahmen ausfallen. Ebenso die Pendelfahrten in die BASF. Die Zugfahrten aus Richtung Neustadt/W und Germersheim/Speyer ins Werk aus dem Werk hinaus in Richtung Pfalz würden hingegen weiter angeboten.
Jenseits des regionalen Schienennahverkehrs wolle laut dem ZÖPNV RLP Süd die DB InfraGO durch Umleitung von Güter- und Fernverkehrszügen über Ried- und Main-Neckar-Bahn weitere Entlastungen realisieren. Hinzu kämen Einschränkungen für notwendige Rangierfahrten, Werkszufahrten und die Instandhaltung der S-Bahnfahrzeuge. Die DB Regio müsse für die genannten Änderungen zahlreiche Fahrzeugumläufe und Personalschichten umplanen, wofür ein gewisser Vorlauf benötigt werde.
Laut des Zweckverbandes versuche die DB InfraGO bis zu 5. Mai die Überlastungssituation der vorhandenen Fahrdienstleiter durch Ad-hoc-Lösungen und mit möglichst wenig Zugausfällen zu überbrücken. Ab 5. Mai soll dann die planmäßige Anpassung der durchzuführenden Zug- und Rangierfahrten die Belastungen so weit absenken, dass das Betriebsprogramm mit den vorhandenen Personalen zuverlässig bewältigt werden kann. Ob es gegebenenfalls ab Ende Mai eine weitere Anpassung gebe, sollen dann weitere Analysen zeigen.
Die Belastungsanpassungen und damit die Angebotsreduzierungen im regionalen Schienenverkehr würden nach derzeitigem Stand und aktuellen Aussagen der DB bis Anfang Oktober notwendig sein. Der Zweckverband ÖPNV Süd trägt als Aufgabenträger im SPNV die Reduzierungen zumindest konzeptionell mit, weil sie den Zweck haben sollen, ein im Grundsatz verlässliches Angebot herzustellen. Die Alternative wäre, aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse, ein länger andauernder Zustand mit häufigen, unvorhersehbaren Zugausfällen, so der Zweckverband.
Die Versprechen der DB InfraGO vom letzten Jahr, es würden nach den Ausfällen im Frühjahr 2024, ausreichend Personale ausgebildet und bereitgestellt, hat diese jedoch nicht eingehalten. Der ZÖPNV Süd erwartet jetzt die Aufarbeitung und Bewertung der Situation sowie „die maximale Transparenz, wie die nun zu ergreifenden Gegenmaßnahmen zur möglichst raschen Rückkehr zum Normalbetrieb führen können“. Notwendig seien nun langfristig wirkende Maßnahmen. Die Bisherigen seien offenkundig nicht ausreichend erfolgreich gewesen. Die Reduzierung des Angebots über Monate hinweg sei laut des Zweckverbandes grundsätzlich nicht hinnehmbar. Zum Schutz der im Stellwerk arbeitenden Personale aber erscheinen sie unausweichlich.
Auf jeden Fall ist das Vertrauen in die Verlässlichkeit von Zusagen der DB InfraGO deutlich reduziert. Diese sei jetzt aufgefordert, ein Konzept vorzulegen, wie die Verlässlichkeit des Bahnverkehrs dauert wiederhergestellt werden kann. Dies schließe die Planungen von Sperrpausen im Zuge von Baumaßnahmen ebenso ein wie die Beteiligung an notwendigen Maßnahmen, um jene Kundinnen und Kunden wieder für die Schiene zurückzugewinnen, die angesichts der ständigen Ausfälle dem öffentlichen Nahverkehr den Rücken zugewandt haben.
Der Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZÖPNV RLP Süd) legt gemeinsam mit dem Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV RLP Nord) und dem jeweils zuständigen Landesministerium die Rahmenbedingungen für den öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz fest und organisiert den Ausbau der Infrastruktur.
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